Da ich mich durch die freie Wahl meiner Brüder im Osten befinde …

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Ehrwürdiger Meister, geliebte Brüder alle, 

meine Zeichnung basiert auf dem folgenden Teil unseres Rituals, „Da ich mich durch die freie Wahl meiner Brüder im Osten befinde …“. Dieser Satz enthält hauptsächlich zwei Aussagen. Zum einen ist die erste Aussage, dass die Position des Meisters vom Stuhl durch eine freie Wahl bestimmt werden soll. Dies ist natürlich eine wichtige Grundlage unseres Bundes und vieler demokratischer Organisationen im Allgemeinen. 

Ich möchte in meiner Zeichnung hauptsächlich die zweite wichtige Aussage bzw. Fragestellung beleuchten. Diese besagt, dass die Brüder die freie Wahl durchführen sollen. Eine große Frage ist, welche Anforderungen die Brüder an das Amt des Meisters vom Stuhl stellen und welche Hoffnungen in die Person gesetzt werden, die dieses Amt bekleiden soll? Was ist den Brüdern wichtig? Nach welchen Kriterien werden sie wählen? Mir ist klar, dass die Beantwortung dieser Fragen wahrscheinlich so vielfältig ist, wie die Vielfalt an Brüdern, aber ich denke, dass man bestimmte Gemeinsamkeiten finden kann, wenn man die Fragestellung durch Bilder und Symbole beleuchtet. 

Zunächst möchte ich das Bild und Symbol eines sehr modernen Werkzeuges einführen oder bemühen, welches aus meiner Sicht ein schönes Symbol für die Loge selbst sein kann und an dessen Bild man die gestellten Fragen visualisieren oder beschreiben kann. 

Ich möchte das Werkzeug, und zwar den LASER, freimaurerisch untersuchen. Ich hoffe, dass man meinen Gedanken auch ohne zu großer physikalischer Vorkenntnisse folgen kann. Obwohl der Laser erst 1960 erfunden wurde, vereint er für mich viele freimaurerische Symbole. Aber was ist ein Laser? 

LASER ist die Abkürzung für „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation. Auf deutsch heißt dies: „Lichtverstärkung durch angeregte Aussendung von Strahlung“. Es geht also um einen Prozess und zwar um die Erzeugung von Licht einer bestimmten Art. Laser-Licht hat immer eine bestimmte Farbe, es ist polarisiert, hat eine hohe Energiedichte und ein Laser hat nahezu paralleles Licht, welches stark gebündelt werden kann. Diese Eigenschaften machen das Laser-Licht zu einer ganz besonderen Art des Lichtes und den Laser zu einem sehr vielfältig einsetzbaren Werkzeug. Man kann Material abtragen oder verändern wie mit einem Spitzhammer oder man kann einen Laser nutzen, um z.B. Dinge zu vermessen, wie mit dem Senkblei oder dem rechten Winkel oder man kann es auch einsetzen, um sehr genaue Messungen der Zeit durchzuführen. Es handelt sich also um ein Universalwerkzeug, welches die Fähigkeiten vieler unserer in der Freimaurerei bekannten Werkzeuge miteinander vereint. Und dieses Werkzeug besteht oder arbeitet alleine mit Licht. 

Das Licht selber ist ein wichtiges Symbol und bei dem Laser-Licht haben wir es mit einer besonders reinen und starken Form des Lichtes zu tun. Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte, ist der Erzeugungsprozess des Laser-Lichtes und der Aufbau eines Lasers, der für mich als Symbol und Abbild unserer Loge gesehen werden kann. Festzuhalten ist, dass das Resultat eine besonders starke und besonders reine Form des Lichts ist, welches aus der Laborapparatur in die Welt kommt, um dort zu wirken. Aber wie funktioniert ein Laser und was hat das mit unserer Loge zu tun? 

Der Aufbau eines Lasers findet zumeist in einem sicheren und abgeschlossenen Raum statt. Dieser symbolisiert für mich einerseits den Tempel als Raum als auch die Sicherheit des Arkanen, so dass keine Informationen in die Außenwelt dringen kann, wenn wir es selber nicht wollen oder dass der Aufbau des Experimentes nicht durch äußere Einflüsse gestört wird. In diesem geschützten Raum findet also das Experiment statt. Zur Erzeugung des Laser-Lichtes sind drei Dinge nötig. 

Unabdingbar für den Bau eines Lasers ist ein Laser-Medium, welches eine besondere Beschaffenheit hat. Dieses Medium ist für mich ein Symbol für die Brüder. Die besondere Beschaffenheit nennt man in der Physik eine “Besetzungsinversion”, die für mich für den Willen, ständig an sich zu arbeiten und den Drang nach dem Streben zur Wahrheit steht. 

Dieses Medium wird in einem Resonator platziert, der in der Physik meistens aus Spiegeln besteht und der das erzeugte Licht immer wieder hin und her wirft und mit sich und dem Medium interagieren lässt. Für mich steht das Licht für die Gedanken und die Ideen der Brüder, die also ständig ausgetauscht und miteinander verbunden werden. Auch induzieren die Gedanken des einen Bruders andere Gedanken in einem anderen Bruder. Hieraus entsteht die starke Kohärenz des Lichtes und die gemeinschaftlichen Ideen, die aus einzelnen Gedanken etwas größeres wirkungsvolleres machen. 

Als dritte Komponente brauchen wir eine Energiequelle, auf die das Medium, also die Brüder reagieren und von der sie angeregt werden. Dies ist für mich das Ritual aber auch jegliche Arbeit und Diskussion über bestimmte Themen innerhalb der Loge, die die Brüder anregt z.B. zu anderen Gelegenheiten, wie brüderlichen Abenden oder Werkabenden. 

Kommen diese drei Dinge, also das Medium, der Resonator und die Energiequelle zusammen und werden sie in der richtigen Weise miteinander im Experiment verbunden, entsteht das besonders starke und reine Licht, welches aus dem Experiment herausgelassen wird, um in der Welt zu wirken. 

Aber wer sorgt dafür, dass das Experiment gelingt? Wir brauchen einen erfahrenen Experimentator, der weiss, wie er die Resonatoren richtig einstellt und auch weiss, wie die Laser-Medien, also die Brüder, so angeregt werden, dass sie Energie an die anderen Medien abgeben und verstärken. Für mich ist dieser Experimentator ein Symbol für den Meister vom Stuhl. Er muss das gesammte Experiment jeder Zeit im Auge behalten und an den wichtigen Stellen eine Feinjustierung vornehmen und dafür sorgen, dass genug Energie in das Experiment fliesst, auf dass das Experiment gelingt und sich das besondere Laser-Llicht einstellt. Diese Aufgabe erfordert ein sehr großes Maß an Erfahrung und auch ein profundes Wissen der Physik selbst. 

Zudem stellt der Experimentator die Verbindung zur Aussenwelt dar, in der das erzeugte Licht wirken soll. All dies ist ein sehr komplexer Vorgang und die Brüder, in diesem Fall die Laser-Medien wählen eine Person aus, in die sie die Hoffnung legen, dass er die Gesamtheit des Experiments im Auge hat und die Erfahrung mitbringt, das Experiment zum Gelingen zu führen. Für mich sind dies die Auswahlkriterien, die ein jeder Bruder anlegt, wenn es an die Wahl des Meisters vom Stuhl geht. 

Wenn man dieses Bild weiter bemüht, ist einem vielleicht auch klar, warum einige Experimente besser und andere schlechter gelingen. Ein Experimentator kann so viel Energie von aussen in ein Experiment fliessen lassen, wenn es nicht die richtigen Energieniveaus der Laser-Medien anspricht oder die Resonatoren falsch eingestellt sind, wird sich das Licht nicht verstärken und es wird sich kein Laser-Licht einstellen. Genauso kann aber ein sehr geschickter Experimentator mit kleinem Energieaufwand aber der genau richtigen Frequenz und einer sehr sensiblen Einstellung der Resonatoren eine maximale Verstärkung des Lichtes erreichen, rein durch die Erfahrung, die er bei den Einstellungen hat einfliessen lassen. Wir sehen also, dass die Wahl des Experimentators sehr wichtig für den Ausgang oder das Resultat des Experimentes ist. 

Vielleicht sind meine Bilder und Symbole auch ein bisschen weit hergeholt, aber ich möchte unserem Meister vom Stuhl wünschen, immer ein erfolgreicher Experimentator zu sein und genauso möchte ich allen Brüdern wünsche, dass wir auch in Zukunft immer den richtigen Experimentator zur richtigen Zeit wählen, auf dass das Experiment gelinge.

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