Bewußtseinserweiterung, intensiveres Erleben, das Finden zu sich selbst, das sind Ziele, die in jedem Menschen bewußt oder unbewußt vorhanden sind, und ich meine, gerade Freimaurer sollten sich bemühen, auch auf diesem Gebiet zu arbeiten. Das Schlüsselwort zum Erreichen dieser Ziele heißt Meditation. Für die Zeit, in der wir leben, ist innere Unausgeglichenheit und Unruhe symptomatisch. Wir haben keine Zeit, wir haben keine Muße, und haben wir sie, dann wissen wir nicht so recht, damit etwas anzufangen. Auf der einen Seite Hetze und Stress, und auf der anderen Seite kein echter Ausgleich, so ergeht es uns oft. Ein geeigneter Weg, wenn auch nicht der einzige, zur Sebstbesinnung und zur Selbstfindung ist die Meditation, das stille Versenken und Ruhen in sich selbst, um wieder Kraft zu schöpfen, nicht nur für das Alltagsleben sondern auch, um besser gerüstet zu sein für die Arbeit an uns selbst, für die Arbeit am rauhen Stein.
Das Thema „Meditation“ ist so umfangreich, so verzweigt, so vielschichtig und wiederum so schwer darstellbar, weil es mit vielen Empfindungen einhergeht, daß ich hier nur einen kleinen Ausschnitt, eine Übersicht bringen kann. Ich will versuchen, die Schwerpunkte herauszustellen und hoffe damit zum besseren Verständnis der für uns doch ungewöhnlichen und auch komplizierten Materie beizutragen.
Meditation kommt oft in recht exotischem Gewand zu uns, in skurriler und häufig auch in sektiererischer Verpackung. Das befremdet uns und hält uns ab, sich damit zu beschäftigen. Ich möchte hier informieren über alte und neue Methoden, ohne daß man gleich den Glauben wechseln muß, ohne daß man Japanisch oder Sanskrit lernen oder verstehen muß. Alle Methoden der Meditation lassen sich auf einfache Grundlagen zurückführen, und das rein „Technische“ bleibt kein Geheimnis. Wir unterscheiden Meditation nach Regeln und ohne Regeln, eine Meditation, die sich spontan einstellt. Die Meditation nach Regeln hilft uns, die vergessene Fähigkeit in uns zu wecken, so daß wir dann auch ohne Regeln bei Bedarf meditieren können. Man kann die verschiedenen Übungen nicht in ein festes Programm pressen und dann hintereinander absolvieren, das wäre falsch, sondern aus der Vielzahl von Möglichkeiten das auswählen, was einem zusagt. Hierzu ein Beispiel, ein Kochbuch mit seinen Rezepten: Vieles kennt man schon und von dem, was man noch nicht kennt, sucht man sich das aus, was besonders zusagt. Jeder von uns kennt z. B. den Integrationswert der Arbeit, vor allem einfacher Tätigkeiten, die auch den Körper fordern. Dieses ist schon ein Weg der Meditation; es wird nur von uns nicht bewußt wahrgenommen. Man kann es sich als Formel merken: Integrationswert = Meditationswert. Arbeit ist also eine Möglichkeit, zurück zu sich selbst zu finden und wieder mit sich einig zu sein. Sogar Mithilfe im Haushalt kann so besondere Bedeutung bekommen. Man kann beim Abwaschen meditieren.
Meditation kann dem Menschen zu größerer Freiheit verhelfen, denn gerade weil die äußere Freiheit bei uns allen begrenzt ist, kann Meditiation uns zu größerer innerer Freiheit verhelfen. Meditation ist auch keine Sonntagsbeschäftigung, obwohl sie mit Ruhe und Entspannung zu tun hat, sondern der Alltag ist das Übungsfeld und das Leben ist der Lehrmeister. Meditation ist eine Übung für das Leben, und dem Leben zuliebe sollte meditert werden.
Der Fortschritt hat uns krisenhafte Zeiten beschert, eine direkte Folge der rasanten Entwicklung von Technik und Wissenschaft. Das alles drückt sich bei uns in einem Unbehagen aus: Unser persönliches Menschsein kommt zu kurz. Denn es ist doch heute kaum noch möglich, sich dem Rollenzwang in der Gesellschaft zu entziehen. Wir müssen ständig andere Rollen spielen, am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Freizeit und unter Freunden. Wir haben es schwer,diese Rollen auch nur etwas in Deckung zu bringen. Wo ist da noch Raum für Unmittelbarkeit? Die Freizeit ist genauso vorprogrammiert wie die Arbeitswelt. Keineswegs gilt mehr für die Freizeit: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“, so wie es noch im Osterspaziergang in Goethes Faust hieß. Immer seltener wird ursprüngliches Erleben; stattdessen leben wir aus zweiter Hand. Es wird uns durch Zeitung, Rundfunk und Fernsehen ins Haus geliefert, was wir zu fühlen und zu denken haben, und bei vielen Menschen gibt es durch das Reise- und Ferienprogramm nicht die geringste Eigeninitiative mehr. Wer kann sich da noch eigene Gefühle leisten? Wir Menschen haben uns so weit vom Leben entfernt, daß man die Frage nach der Transzendenz, die einst die Gemüter erhitzte, heute andersherum stellen könnte: Gibt es ein Leben – vor dem Tode?
Zeiterscheinungen wie die Hippiebewegung mit ihren Nachfolgern und die Drogenszene sind daher als Protest zu verstehen aber auch als Ausdruck der Sehnsucht nach intensiverem Leben. Man bricht aus – aus dem Zwang. Interessant ist, daß unter der heutigen Jugend Gestalten wiederkehren, wie sie uns seit dem Mittelalter nicht mehr begegnet sind: Der Morgenlandfahrer, ob nun als Pilger oder als fahrender Vagant. Was zieht sie in den nahen und fernen Osten? Was suchen sie in einem Kibbuz oder in einem Ashram, wo sie arbeiten und meditieren? Meditation hat offenbar etwas mit Jugend zu tun. Nicht nur, daß junge Menschen danach fragen: Es geht dabei um Jungsein im Sinne von Lebendigsein; es geht um Wandlung und um Neugeburt. Das wachsende Interesse an der Meditation läßt sich nicht übersehen; man spricht direkt vom einem Meditationsboom. Wenn man genauer nachforscht, so stellt sich heraus, daß die Nachfrage nach Meditation oder allgemeiner ausgedrückt nach Hilfe zu einem geistig geordneten Leben immer in Zeiten des Umbruchs intensiver wird, wenn die Normen nicht mehr gelten, nach denen man sich bisher gerichtet hat. Daß die alten Meditationspraktiken wieder gefragt sind, scheint deshalb mehr als nur ein modischer Trend zu sein: es ist eine ganz natürliche Reaktion auf die Zeitsituation, auf die ich vorher hingewiesen habe.
Die Meditationswelle ereignet sich gerade heute, da wir keine Leitbilder mehr haben, die wir noch selbstverständlich übernehmen könnten; wahrscheinlich liegt hier der tiefste Grund allen Unbehagens, daß uns das gültige Menschenbild fehlt, nach dem man leben kann. Darum haben wir auch überall Krisen, in der Politik, in der Religion, in der Sexualität, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir müssen nur nach dem Sinn fragen; wir sollten deshalb geistige Hilfe annehmen, wo sie sich bietet. Es könnte sein, daß das Angebot aus dem Osten uns unsere eigenen Reichtümer wieder aufschließt, so daß wir wieder an Schätze herankommen, die uns zwar gehören, die uns aber nicht mehr verfügbar sind, weil wir den Schlüssel verloren haben.
Wenn es mit einem Wort Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten gibt, dann ist es das Wort Meditation, werden doch damit sehr verschiedene Dinge bezeichnet. Es kann Nachdenken bedeuten über einen bestimmten Text, der auch religiös sein kann, es können Übungen zur Gewissenserforschung gemeint sein, wie z. B. die Exerzitien bei Ignatius von Loyola, oder auch das Sitzen in äußerster Gelassenheit und Versenkung wie etwas das Za-Zen beim Zen-Buddhismus. Die Schwierigkeiten werden dadurch nicht aufgehoben, daß man vorschlägt, die östlichen Meditationswege mit „Versenkung“ zu etikettieren oder daß man für westliche Meditationsweisen ein neues Wort erfindet: Innerung. Hinzu kommt, das Meditation ein Modewort geworden ist. Zeitungsartikel, Lichtbildervorträge, Musikstücke werden mit Meditation bezeichnet, wobei diejenigen, die das Wort gebrauchen, sich keine Mühe machen genauer zu definieren, was sie meinen. Das Wort Meditation kommt aus dem Lateinischen und ist auch dort mehrdeutig. Das zugrunde liegende Verbum „meditari“ heißt nachsinnen, aber auch exerziermäßig üben. Die indogermanische Wurzel „med -“ bedeutet ursprünglich wandern, abschreiten, messen, wodurch unser Wort auch verwandt ist mit Wörtern wie Maß, Muße, aber auch mit dem medicus = Arzt, der eigentlich ein „klug ermessender Ratgeber“ ist (sein sollte). Im Duden steht für Meditation: Nachdenken, sinnende Betrachtung, religiöse Versenkung.
Alles, was ich eben geschildert habe, ist Meditation; es geht dabei um Nachsinnen, bis man den Sinn findet; das schließt auch einen Reifungsprozeß der Persönlichkeit ein. Der Lebensweg, den man wandert mit seinen freud- und leidvollen Erfahrungen, macht uns zu Erfahrenen; wir nähern uns dem medicus. Aber schließlich geht es bei der Meditation nicht um die Diagnose, um einen Namen für die Krankheit, sondern um die Therapie: Das Heilwerden. Meditation führt den Menschen immer zur Ganzheit. Das Rezept ist Übung. In der Wortbedeutung als „Übung“ soll also hier die Meditation verstanden sein, und wir handeln uns damit eine Schwierigkeit ein: Wir können über Meditation in diesem Sinne nicht als Außenstehende nachdenken, sondern nur als Mitübende Erfahrung sammeln. Man lernt ja auch nicht durch das Lesen einer Klavierschule das Klavierspielen, sondern durch konsequentes Üben. Aber Übung worin? Es geht also, schlicht gesagt, um Übung im Menschsein. Dabei ist nicht die Meditation das eigentlich Neue, das erfährt jeder Mensch spontan, sondern das Neue ist die geordnete Übung einer solchen Meditation. Es geht darum, sich selbst zu entdecken, seinen Schwerpunkt zu finden. Meditation ist auch einer Wanderung vergleichbar in das unbekannte Land der eigenen Seele
Offenbar gibt es zwei Ebenen des Erkennens: Das intellektuelle Erkennen oder die Logik, wie wir sie in der Schule lernen, und das intuitive Erkennen oder der Spürsinn, der durch die Meditation entwickelt wird. Der Verstand kann eindringen, kann sammeln, ordnen und klären, aber der letzte Sinn muß sich uns erschließen, ist nur passiv erfahrbar und wird zu einer unmittelbaren Gewissheit, die sich logisch nicht mehr belegen läßt. „Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt“. Meditation vermittelt unmittelbare Erkenntnis, ist machbar und nicht zu steuern; sie muß sich einstellen wie die Liebe oder der Schlaf. Jeder Mensch kann lieben und schlafen. Jeder Mensch kann auch meditieren. Darum ist Meditation wieder etwas ganz Einfaches. Allerdings sind wir in der Gefahr, daß wir das immer mehr verlernen. Das moderne Leben ist so angelegt, daß es Meditation verhindern kann, indem es uns einfach hindert, zu uns selbst zu kommen. Manchmal ist es nicht ganz leicht, wieder dahin zurückzufinden. Eine Zwangspause durch Krankheit, ein Urlaub oder eine Veränderung des Tagesablaufs kann oftmals nützlich sein, wieder zu sich selbst zu finden. Weil es nun keineswegs gesagt ist, das Meditation immer spontan passiert und sich einstellt, darum gibt es auch die Meditation als Übung, und da können wir eine ganze Menge aus dem Osten lernen.
Was nützt nun die Meditation: Methodisch läßt sich Meditation beschreiben als ein Vorgang intensiver Betrachtung, der bis zur Identifizierung mit dem Betrachteten führt. Wer über längere Zeit übt, lernt ohne Wertungen und Vorurteile, mit denen wir sonst immer gleich bei der Hand sind, zu lauschen auf das, was um uns und in uns vorgeht. Er lernt sich selbst loszulassen, und zugleich lernt er, sich selbst anzunehmen, wie er ist. Meditation führt zu einer besseren Kommunikation mit sich selbst und mit anderen. Zugleich ist sie eine wesentliche Hilfe bei der Bewältigung des Alltags. Ein Mensch, der meditiert, wird gegenüber hektischer Betriebsamkeit wieder Ruhe, Vertrauen und Gelassenheit erlernen; er gewinnt Durchhaltefähigkeit auch in Streßsituationen und wird Kraftreserven in sich entdecken, von denen er bisher nichts wußte. Erwiesen ist, daß die Konzentrationsfähigkeit zunimmt, von der Haltung her auch der Wille stark wird und die Leistungsfähigkeit sich steigert, wie überhaupt ein Reifungsprozeß in Gang kommt, bei dem die ganze Persönlichkeit wächst. Die Frage nach der Methode, wie und auf welchen Wegen das erreicht werden kann, werde ich versuchen im Folgenden zu schildern, obwohl ich wegen des enormen Umfanges des Themas nur einen kleinen Teil quasi als Streiflicht bringen kann.
Bei der Meditation haben wir es mit einem Sonderzustand des Bewußtseins zu tun. Um diesen zu erreichen, muß man zuerst gegen einen Widerstand anrennen. Jeder, der sich zum Meditieren hinsetzt, spürt diesen Widerstand; ihn zu überwindden sollte die Technik helfen. Es ist gar nicht einfach, abschalten oder umzuschalten. Es gibt Erfahrungen, die damit gemacht worden sind und an die man sich am besten hält, wenn man zu einem Resultat kommen möchte. Es gibt jahrtausendalte Techniken der Meditation, von denen, wer den festen Willen mitbringt, man lernen kann. Um den Vorgang bei der Meditation besser verstehen zu können, möchte ich es mit einem Experiment erläutern: Versucht einmal alle, für eine Minute nichts zu denken. Probiert es bitte jetzt gleich, ehe ich fortfahre. Ihr werdet festgestellt haben, daß das nicht geht. Man kann das Denken nicht einfach abstellen. Ihr habt es versucht und wahrscheinlich immer gedacht „Nicht denken“ oder Ihr habt auf einen Gegenstand hingesehen, an den Ihr Euch sozusagen angeklammert habt, um keine anderen Gedanken zu haben. Damit sind wir der Lösung schon sehr nahe gekommen. Es ist leichter, der Vielzahl der Gedanken zu entkommen, wenn man sich an einen bestimmten Gedanken anhängt. Wir wollen nun ein zweites Experiment versuchen: Jetzt nehmen wir ein bestimmtes Wort vor, an das wir denken wollen; nehmen wir das Wort „Liebe“. Versuchen wir, eine Minute nur an dieses Wort zu denken! Das wird wahrscheinlich schon besser gelungen sein. Man kann hierbei verschiedene Wege beschreiten; man kann ständig das Wort vor sich in sagen und es damit wie ein Mantra benutzen; man kann aber auch um das Wort etwas herum weben, es ausschmücken, quasi damit jonglieren und ist damit aus dem ständigen Kreisen der Gedanken und Vorstellungen unseres Alltagsbewußtseins herausgekommen, vergleichbar mit der Dunstglocke über einer Großstadt, der man entrinnt.
Um in dieses Element der Meditation zu kommen, gebrauchten wir ein Wort, ein Vehikel; das ist eine der technischen Seiten der Meditation. Nun will ich eine andere Seite schildern mit einem Beispiel: Ihr werdet von einem Vorgesetzten gedemütigt und beleidigt und reagiert heftig: „Das lasse ich mir nicht gefallen“, und formuliert in Gedanken eine gehörige Antwort. Euer Zorn heizt sich ständig neu auf, da kommt ein Freund mit dem simplen Rat: „Nun setz Dich erst einmal hin, hole tief Luft und beruhige dich“. Wir wissen aus Erfahrung, das hilft. Ihr erinnert Euch an den Werbeslogan einer Zigarettenfirma: „Warum gleich in die Luft gehen?“. Es ist etwas dran. Die Zigarette braucht nicht geraucht zu werden, aber erst einmal tief Luft holen und ruhig und lange ausatmen, das ist ein guter Rat. Das einmal – darüber – Schlafen ist ein Rat, der aus der Lebenserfahrung kommt, und ist im Grunde das selbe Rezept: Wir entspannen uns in der Nacht.
Wir sind hier einem Gesetz auf der Spur, das in der Meditation angewendet wird. Körper und Seele hängen sehr eng miteinander zusammen. Die bewußte körperliche Entspannnung färbt ab auf unsere Bewußtseinslage und verhilft auch zu einem inneren Zustand der Ruhe. Es ist unmöglich, gleichzeitig entspannt zu sein, ruhig zu atmen und dabei noch Angst zu haben oder gar aufgeregt zu sein. Auch das ist ein Meditationsvorgang.
Im Grunde gibt es in der Meditation zwei Wege, um eine Bewußtseinsänderung oder Bewußtseinserweiterung zu erreichen. Man kann von einem Wort ausgehen oder einem Bild oder irgendeinem Gegenstand bzw. sich einer Tätigkeit hingeben. Das alles findet schließlich auch seinen Niederschlag im Körperlichen, in einer Haltung. Ich kann auch den Weg über den Körper gehen, über eine Haltung, die mich ruhigstellt und über den Atem gelange ich so zu einem Zustand der Ruhe, der inneren Harmonie und des Friedens. Meditation ist also keine Einbahnstraße. Alle Meditationsschulen, so verschieden sie sind, lassen sich in dieser Weise einordnen, das man sagen kann, sie gehen entweder vom Gehalt aus, z. B. von einem Mantra, und finden dort zu einer Haltung der Gelöstheit oder sie gehen von einer Haltung aus und kommen über körperliches Training zum Gehalt oder benutzen den Weg in beiden Richtungen. Meditation aber, das sei noch einmal deutlich gemacht, ist ein Schwebezustand zwischen Tagesbewußtsein und Schlaf, der völlige Entspannung voraussetzt. Eine bestimmte Haltung muß helfen, dabei nicht in den Schlaf zu versinken; deshalb ist die sitzende Haltung beim sogenannten Lotossitz vorzuziehen. Dabei gibt es noch viele Hilfsmittel, um den Schwebezustand einzuleiten und zu erhalten. Was meditiert wird, ist nicht Gegenstand gedanklicher Überlegungen. Es werden stattdessen unablässig die Wörter oder Sätze wiederholt, z. B. OM, OM, OM. Sie sinken unterhalb der Sphäre des Denkens in eine Schicht, in der die Prozesse anders ablaufen. Der eigentliche Ort der Meditation ist eine Schicht, die man das Bildbewußtsein nennt, weil hier die Prozesse meist in der Form ablaufender Bilderreihen vor sich gehen. Hier hat die Logik keinerlei Wirkung. Es ist auch die Schicht, aus der die Träume kommen und wo unsere Erinnerungen aufsteigen.
Zum Schluß möchte ich eine kurze Übersicht über die hauptsächlichen Meditationsrichtungen und -schulen geben und noch darauf hinweisen, daß die meisten einen stufenweisen Aufbau der Übungen kennen. Da gibt es das Zen und die Transzendale Meditation; beide sind im Grunde Kurzformen der Meditation, die wahrscheinlich deshalb populär geworden sind, weil hier nichts vorausgesetzt wird. Dann das Autogene Training nach Prof. J. H. Schultz, bei uns im Westen viel praktiziert, sowie das sogenannte „Einüben des Lächelns“ nach Dr. G. Volk. Hierhin gehört auch die „Meditation nach Rudolf Steiner“ und die Exerzitien des Ignatius von Loyola. Aus dem Osten zu uns gekommen ist die Transzendale Meditation des Mahrishi Mahes Yogi, die Zen-Meditation, der Yoga-Weg. Am bekanntesten hiervon ist wieder das sogenannte Hatha-Yoga, die Lehre von der Körperbeherrschung, sowie die buddhistische Satipatthana-Meditation.
Laßt mich abschließend noch folgendes sagen: Wer mit einer gewissen Erwartungshaltung zum Meditieren kommt, weil er wunderbare Dinge darüber gehört oder gelesen hat, dem können seine hochgeschraubten Erwartungen sehr hinderlich sein für die Meditation und machen sie vielleicht zunichte; es kann nur funktionieren bei absoluter Absichtslosigkeit.
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