Die Kalte Küste

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Ein weiterer Mosaikstein auf der Suche nach meinem Licht

 

Was liegt zwischen dem Nordkap und dem Nordpol?

Ganz einfach: Das nördlichste Postamt, die nördlichste Fußgängerzone, das nördlichste Museum und das nördlichste Restaurant der Welt! Vier Superlative, vier große Inseln: Spitzbergen (39 434 km²), Nordostland (14 789 km²), Edgeinsel, Barentsinsel. Die durch Fjorde stark gegliederten Inseln sind gebirgig (bis 1717 m) und zu rund 80% eisbedeckt (sonst Tundra). Von wirtschaftlicher Bedeutung sind die Steinkohlenlager, die seit dem 1920 beschlossenen Spitzbergenstatut von allen Nationen genutzt werden dürfen, wovon außer Norwegen nur Russland Gebrauch macht. Norwegen unterhält auf Spitzbergen Wetter- und Radarstationen.

Gemeinsam mit einigen kleineren Inseln bilden sie die Inselgruppe Svalbard, was übersetzt „die kalte Küste“ bedeutet. 63.000 Quadratkilometer umfasst der arktische Archipel am 80. Breitengrad, ein Gebiet fast so groß wie die Beneluxstaaten. Mit rund 6000 Einwohnern, davon 1900 Russen, 1100 Norweger und 3000 Eisbären sowie fünf Monaten völliger Dunkelheit, ist Svalbard die letzte Wildnis Europas.

Liebe Brüder!
Ihr werdet euch jetzt vielleicht fragen, was hat dieses Thema mit Freimaurerei zu tun, klingt doch eher nach einem Reisebericht?!
Mir war es seit meiner Erfahrung auf Spitzbergen ein Bedürfnis, meine Eindrücke und Gedanken einmal aufzuschreiben. Aber ihr wißt ja selbst, wenn kein konkreter Anlaß vorliegt, schiebt man solche Vorhaben gerne hinaus. Jetzt habe ich einen Anlaß, nämlich diese Zeichnung.

Lehnt euch einmal einen Moment zurück, schließt die Augen und stellt euch folgendes Szenario vor. Ihr steig hier Anfang Juli in ein Flugzeug, es sind sommerliche Temperaturen, und die meisten Leute laufen in kurzen Hosen und T-Shirts herum. Es ist Sommer 1996 in Hamburg. Fünf outdoor-mäßig gekleidete Herren mit schweren Rucksäcken, meiner hatte immerhin 28 kg, in nicht gerade sommerlicher Kleidung mit dicken Bergstiefeln, checken am Airport Hamburg ein nach Longyearbyen via Oslo und Tromsö.

Einige Stunden später: Auf dem Anflug nach Longyearbyen gewinne ich die ersten Eindrücke vom dem was uns erwarten wird: Eis, Schnee und karge Landschaft, noch mehr Eis und noch mehr Schnee.

Ein Jahr zuvor hat unsere kleine Gruppe beschlossen, eine Trekkingtour vorzubereiten, die an den nördlichsten Zipfel Europas führen sollte, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Volker ist unser Planer, von Beruf ist er Dipl.-Sozialpädagoge und Choleriker, arbeitet in der Suchtberatung, ist starker Raucher. Dieter ist ein Kollege von Volker. Christoph, der Cousin von Volker und Joachim ist angehender Schwiegersohn von Volker … Ich bin einziger Außenseiter in dieser Gruppe. Wir haben schon mal eine Tour in ähnlicher Konstellation gemacht und das lief ganz gut. Die Vorbereitung begann ein Jahr zuvor, auch das Training: Alle 3 Wochen 20 km wandern, meistens mit Rucksack, damit man sich an das Gewicht gewöhnt. Es kam während dieser Zeit öfter zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Volker und mir, und ich habe dann beschlossen, die Gruppe zu verlassen und nicht mit nach Svalbard zu fahren und den Kontakt abgebrochen.

Dann aber, habe ich Weihnachten von dieser Tour geträumt. Dieser Traum war so intensiv und hat mir keine Ruhe gelassen – ich musste unbedingt mit!
Weihnachten – das war natürlich ein guter Anlaß wieder Kontakt aufzunehmen. Also lange Rede – kurzer Sinn: Ich habe Volker angerufen, „Frohe Weihnachten“ gewünscht und ihm gesagt, dass ich unbedingt mit muß. Natürlich kam sofort der Einwand, daß ich ja im Trainingsrückstand wäre. „Das hole ich schon nach“ – war meine Antwort und in der Tat, von da ab bis März bin ich jeden Morgen mit unserem Hund und voller Wandermontur 2 – 3 km gelaufen – am Anfang haben die Nachbarn etwas merkwürdig geguckt, sich dann aber an meinen Anblick gewöhnt.

Und jetzt stehe ich hier, nördlich des 78. Breitengrades und knapp 1000 km vom Nordpol entfernt. Es sind 3°C Grad, strahlender Sonnenschein, obwohl es schon 22:00 Uhr ist und eine Luft, die unbeschreibbar klar und frisch ist. Allein dafür hat sich die Schinderei gelohnt!
Als erstes hat uns in der Ankunftshalle das ausgestopfte Exemplar eines Eisbären begrüßt, wir haben es uns sehr gut angeschaut und waren beeindruckt von der Größe und Schönheit dieses Tieres. Das war natürlich auch ein großes Thema der Vorbereitung – Konfrontation mit einem Polarbären. Wir haben uns so gut es ging mental darauf eingestellt und auch Schießtraining gemacht, denn keiner von uns hatte – außer während der Bundeswehrzeit – mit Waffen zu tun gehabt. Hier mußten wir nun bewaffnet laufen und jederzeit mit einer realen Gefahr rechnen.

Die norwegische Verwaltung erwartet von Besuchern Spitzbergens, die den Bereich der Siedlungen verlassen wollen, wegen der Gefährdung durch Eisbären das Mitführen von Schußwaffen. Was früher nur üblich war, ist seit 1992 nun durch Gesetz Pflicht: Wer in Spitzbergen den Bereich der Siedlungen verläßt, muß die Tour beim Sysselmann, so heißt auf norwegisch der Gouverneur, anmelden und benötigt dessen Genehmigung.

Wenn man bedenkt, daß man die Siedlung bereits nach 15 Minuten Fußmarsch in jede Richtung verlassen hat, kann man sich vorstellen, wie groß der Bewegungsspielraum eines „normalen“ Touristen ist. Gerade ein Jahr zuvor, ist eine schwedische 5-köpfige Reisegruppe 2 km vom Ort von einem Eisbären angegriffen worden. Ergebnis: 2 Tote und 1 Schwerverletzer, obwohl die Gruppe einen Revolver dabei hatte.

Was sagt unser Spitzbergen-Führer dazu? „Große männliche Eisbären dürften die größten Landraubtiere sein, die es derzeit auf der Erde gibt; die schwersten Tiere erreichen ein Gewicht von über 700kg. Trotz der gewaltigen Masse sind Eisbären an Land äußerst beweglich und können im kurzen Spurt eine Geschwindigkeit von 60km/h erreichen. Die Hauptbeute sind Robben, die mit dem Schmelzen der Packeisgrenze im Sommer weiter nach Norden wandern. Aus irgendwelchen Gründen bleiben aber im Sommer immer Tiere auf Spitzbergen zurück. Da hier nicht genügend Nahrung für sie vorkommt, müssen sie weite Streifzüge unternehmen, bei denen sie auch große Landstrecken quer durch die Inseln zurücklegen, um zu anderen Küsten zu gelangen. Daher besteht überall die Möglichkeit, auf einen Eisbären zu stoßen, bei dem hungerbedingt mit größerer Aggressivität gerechnet werden muß.“

Schön und gut – man sollte also bewaffnet laufen, all das haben wir – sprich Volker – organisiert. Wir werden uns morgen Waffen leihen. Was machen wir aber nachts? Hierzu ein weiterer Hinweis aus dem Spitzbergen-Führer: „Ein Schwachpunkt in der Absicherung gegen unerwünschten Eisbärenbesuch ist der Lagerplatz. Unter ungünstigen Umständen wird die nächtliche Annäherung eines Eisbären erst sehr spät bemerkt. Um daraus entstehende Probleme zu vermeiden, ist es empfehlenswert, das Lager mit einem Stolperdraht zu umgeben, der mit Blitz-Knall-Minen verbunden ist, wie sie auch vom Militär zu Alarmzwecken verwendet werden.“

In der Tat haben wir unterwegs eine Zweier-Gruppe aus dem Schwarzwald getroffen, die ihr Lager jede Nacht so abgesichert haben, denn all diese Dinge kann man sich im örtlichen „Kaufhaus“ leihen. Für uns haben wir eine andere Möglichkeit beschlossen. Wir haben den gesamten Tag in 2-Stunden-Wachen eingeteilt, in der immer einer von uns besondere Aufmerksamkeit der Umgebung widmen soll, also auch beim Essen und nachts, aber dazu komme ich noch.

Nachdem wir unser Zimmer für diese Nacht im Hotel bezogen hatten, machten wir noch einen kurzen Erkundungsgang. Die Häuser werden hier nicht auf Fundamente gebaut wie bei uns. Das geht in dem Permafrostboden wohl auch gar nicht. Hier werden Löcher in den Boden gebohrt, in die dann senkrecht lange Baumstämme versenkt werden. Auf diese Pfählen werden dann die Häuser gebaut. Wir gingen weiter bis zum Fjord. Dort sollten wir am nächsten Tag übergesetzt werden. Umso größer war die Überraschung, als wir feststellen mußten, daß der gesamte Fjord voller Packeis war. Die Stimmung – besonders bei Volker – war auf dem Nullpunkt oder besser gesagt, unter dem Gefrierpunkt. Die Reise fing gut an. Sollten wir schon jetzt – bevor wir überhaupt einen Fuß bewegt hatten, die ganze Planung überarbeiten? Gemeinsam haben wir auf Volker eingeredet, erst einmal den nächsten Tag abzuwarten oder besser gesagt, den Morgen, denn es war jetzt schon 2:00 Uhr.

Hier kamen mir das erste Mal Zweifel, ob es richtig war, mit diesem Menschen eine so ungewöhnliche Erfahrung zu machen.

 

2. Tag: Strahlender Sonnenschein, 3° C. Wir packten unsere Sachen und machten uns auf zum Sysselmann, um unsere Route und den Zeitplan anzumelden. Der Sysselmann stellt sich als Frau heraus, müssen wir jetzt „Sysselfrau“ sagen? Sie erklärt uns, daß eine Suchaktion per Hubschrauber gestartet wird, wenn wir 5 Tage überfällig sein sollten. Haben wir hierfür eine entsprechende Versicherung oder Bankbürgschaft? Haben wir – also endlich kann es losgehen.

Danach ging es dann zum „Warenhaus“ unten am Fjord. Dort nahmen wir unsere Karabiner, Munition und eine zusätzliche Leuchtpistole in Empfang. Im Ort darf man nur mit entladenen Waffen und möglichst mit offenem Verschluß laufen. Erst am letzten Tag unserer Tour machten eine makabre Entdeckung: Das eingravierte Hakenkreuz auf unseren Gewehren. Wir sind also die ganze Zeit mit deutschen Beutestücken aus dem 2. Weltkrieg herumgelaufen.

So weit -so gut; jetzt noch über den Fjord und dann los.
Die Schlauchbootfahrer haben sich redlich bemüht, uns über den Fjord zu schaffen. Es war aber kein Durchkommen, wir mussten den Versuch abbrechen und uns wurde gesagt, wir sollten am nächsten Tag wiederkommen. Vielleicht hat dann der Wind gedreht und das Eis herausgedrückt.

Lange Gesichter auf unserer Seite – was sollen wir jetzt machen. In Anbetracht genau kalkulierten Reisebudgets bei einigen Kameraden, beschlossen wir, die nächste Nacht im Zelt auf dem Zeltplatz gegenüber dem Flughafen zu verbringen. Dort angekommen, stellten wir fest, daß der Zeltplatz, sprich das Wasch- und Aufenthalthaus noch geschlossen waren – wir waren eine Woche zu früh hier. Zu unserer großen Überraschung war schon ein weiteres Zelt aufgebaut. Also erst einmal „Guten Tag“ sagen. Wen fanden wir dort? Einen Berliner, Mitte 60, der seit 10 Jahren drei Monate den Sommer hier im Zelt verbringt. Für 3 Wochen kommt dann seine Frau dazu, die ihn besucht. Es gibt schon eigenwillige Menschen, aber deswegen nicht weniger liebenswert. Wir haben bei heißem Grog Stunden zusammen gesessen und uns mit großem Interesse seine Geschichten angehört.
Zum Waschen und Wasserholen sind wir dann in die Flughafentoilette gegangen – auch eine Erfahrung.

 

3. Tag: Strahlender Sonnenschein, 3°C, beißender Wind. Der Wind hat gedreht, der Fjord ist frei. Also hinein in die Schlauchboote und nichts wie rüber. Unterwegs erzählt uns der Bootsführer, wir sollten die Augen offen halten, denn dort, wo wir anlegen wollen, ist gestern ein Eisbär gesichtet worden. Wir schauen uns verstohlen um und bekräftigen unseren Wachplan.

Endlich kann es losgehen.
Wir stehen am Rande des Fjords, blicken hinunter bis zum Meer, hinter uns sanft ansteigende Hügel, bedeckt mit Geröll und Pflanzen, die nur knöchelhoch werden. Später entdecken wir auch kleine Bäume, auch nur schienbeinhoch, sehen aus wie Bonsais.
Was uns schon am ersten Tag und jetzt ganz besonders auffällt, ist die klare Luft und die Weite, in die man sehen kann. Selbst vom Strand aus kann man bei klarem Wetter – wie heute – bis zu 100 km weit sehen, wobei die Entfernungen viel geringer erscheinen. Auch dieses sollen wir später noch erfahren, denn bei einigen markanten Punkten, die wir erreichen wollten, haben wir uns bis zu einem halben Tag verschätzt.

 

Ich möchte jetzt nicht mehr jeden einzelnen Tag beschreiben, denn es wechselt nur die Landschaft, der Rhythmus bleibt. Alle zwei Stunden wird die Wache gewechselt. Am Tage ist das kein Problem, nachts aber werde ich vom Vorgänger geweckt, muß aus dem warmen Schlafsack in die kalten Stiefel und dabei auch noch aufpassen meinen Nachbarn Volker, mit dem ich mir das Zelt teile, nicht zu stören. Nach der Erfahrung mit den kalten Stiefeln, in denen die Füße dann eine Stunde brauchen, um warm zu werden, nehme ich in den folgenden Nächten die Stiefel und auch die andere Kleidung mit in den Schlafsack – hat sich bestens bewährt.

 

Und jetzt, liebe Brüder, komme ich zu dem, was ich die ganze Zeit ausdrücken möchte: Wenn du 10 Tage abseits der Zivilisation in einer unwirtlichen, für uns Großstädter unwirklichen Gegend verbringst, verschiebt sich die Perspektive von Wichtigem und Unwichtigem völlig.
Heraus aus der Konsumgesellschaft in eine Umgebung, in der sich die Werte auf Essen, Wärme und Schlafen reduzieren, besonders nach Tagen, wo du nur eine Strecke von 5 km in 10 Stunden geschafft hast, weil das Gelände so schwierig war.

Nachts allein auf Wache in nebliger, ungewohnter Umgebung, wo du immer das Gefühl hast, aus den wabernden Nebelschwaden kommt ein riesiger Bär hervor, gehen dir andere Gedanken durch den Kopf, als über Vertriebsstrategien oder wie viele PS das nächste Auto haben sollte, nachzudenken.

Da kommen dann solche Gedanken nach dem Sinn des Lebens im Allgemeinen und den persönlichen Zielen im Besonderen. Leider ist das nach der Rückkehr in kurzer Zeit wieder vergessen; nein – doch nicht alles, denn sonst würde ich nach meiner Erfahrung „im ewigen Eis“ nicht immer den Wunsch verspürt haben, meine Erfahrungen und Gedanken zu Papier zu bringen und nochmals dorthin zurückzukehren.
In dieser Umgebung wurde mir sehr deutlich, wie klein und hilflos wir Menschen doch sind und auch wie unbedeutend im Vergleich zu der „natürlichen“ Zeitrechnung, eben wie „Dust in the Wind“ – Staub im Wind. Der Stein, auf dem ich dort saß, wird wahrscheinlich in 500 000 Jahren immer noch dort sein, vielleicht etwas kleiner, aber er wird „da“ sein.
Sicherlich, wir haben uns Teile der Erde zurechtgeformt, wir habe große technische Leistungen hervorgebracht, um das Leben einfacher und weniger anstrengend zu gestalten … aber ist es dadurch auch „lebenswerter“ geworden? Schauen wir uns doch mal an, unser Hasten und Streben nach Anerkennung, Macht und Reichtum.

Svalbard – „Die kalte Küste“…tragen wir nicht alle unser ganz persönliches Svalbard mit uns herum?! Um dem etwas entgegenzusetzen, bin ich hier in diesem Bunde. Das ist meine persönliche Motivation: Um meine persönliche „kalte Küste“ lebenswerter zu machen- sprich den rauhen Stein zu bearbeiten.

Nach fünf Tagen hatte ich meinen persönlichen Zusammenbruch während meiner Nachtwache. Es war kalt, hat geschneit und war sehr windig. Ich war hundemüde, habe gefroren wie ein Schneider, mich hinter einen Felsbrocken verkrochen und mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Ich habe mich sehr einsam und ausgeliefert gefühlt – die nächste menschliche Siedlung mindestens 5 Tagesmärsche entfernt. Am liebsten wäre ich davongelaufen. Dann habe ich mich aber aufgerafft, gedanklich eine Laufstrecke abgesteckt, und bin diese so lange hin und her gelaufen, bis mir warm wurde. Danach ging es mir besser. Ich denke, daß jeder in unserer Gruppe solche persönlichen Augenblicke hatte, nur leider wurde nicht darüber gesprochen.

Meine persönlichen Erfahrungen auf dieser Trekkingtour waren weitere Mosaiksteine auf meinem Weg zum Licht; dem Beginn eines Weges, der mich hierher zu euch geführt hat, um hier und heute vor euch, liebe Brüder, eine Zeichnung halten zu können. Ich hoffe für mich, daß dieser Weg noch lange nicht zu Ende ist.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch berichten, daß wir unsere Tour nicht so laufen konnten, wie geplant. Nach drei Tagen mußten wir umkehren, weil uns ein überhängender Schneeabhang am Weitergehen hinderte. Wir haben dann eine andere Route gewählt, die uns an einem Fluß weitere Tage aufhielt. Dort mußten wir diesem Fluß drei Tage flussaufwärts folgen, bis wir eine Furt zum Übersetzen gefunden hatten und dann natürlich wieder drei Tage flussabwärts bis zu der Stelle, wo wir eigentlich weiter wollten.
Und wir regen uns hier darüber auf, daß der Bus mal wieder 3 Minuten Verspätung hat. Ist es das wert?

Um die Frage gleich vorweg zu nehmen: Nein, wir haben zum Glück keinen Bären getroffen, obwohl ein Bär gute Chancen gehabt hätte, uns alle beim Frühstück oder Abendessen im Zelt zu überraschen. Auf unserem letzten Lagerplatz, an der einzigen Straße 5 km vor dem Ort, sind wir von einer Gruppe Japaner aus einem Kleinbus überfallen worden. Sie haben uns 10 Minuten fotografiert und fuhren dann weiter. Nach einer halben Stunde kam ein weiterer Kleinbus mit Japanern zur Fotosession. Jeder wollte mit Rucksack auf dem Rücken vor den Zelten fotografiert werden. Dafür haben wir dann Müsliriegel bekommen. Sahen wir so ausgehungert aus? Oder war das mehr eine Geste, die man auch den Affen im Zoo entgegenbringt?

 

Am vorletzten Tag habe ich der Gruppe mitgeteilt, daß ich nicht mehr mit auf weitere Touren kommen würde, da es unterwegs immer wieder Reibereien mit Volker gegeben hat. Sei es, weil ich über SEINE Zeltleine gestolpert bin oder nachts den Reisverschluß SEINES Zeltes nicht ordnungsgemäß geöffnet habe.

Eins aber habe ich für mich beschlossen:
Hier komme ich irgendwann einmal wieder her!

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Literaturverzeichnis:

Spitzbergen Reisehandbuch, Andreas Umbreit, Conrad-Stein-Verlag, 1994, ISBN3-89392-084-6