Vor einer Reihe von Jahren vertrat einer unserer Brüder in einer Zeichnung die Ansicht, daß ein Freimaurer notwendigerweise Christ sein muß. Der Glaube an Gott, wie wir ihn – jeder auf seine Weise – im Symbol des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ erkennen, war ihm nicht ausreichend. In der späteren Diskussion argumentierte unser Bruder u. a. mit dem Hinweis auf die Entstehung der Freimaurerei im Wirkungsbereich der christlichen Religion.
Dem stellte ein anderer Bruder entgegen, daß die Freimaurerei ihre wesentlichen Grundlagen vielfältig auch in anderen Religionen, Moralphilosophien und ethischen Weltanschauungen findet und ihre Entwicklung folglich auch ohne das Vorhandensein irgendeiner christlichen Konfession möglich gewesen wäre. Diese Überzeugung gab mir den Impuls zu meiner heutigen Zeichnung.
Es erscheint mir sinnvoll und interessant, einmal eine andere große Glaubensrichtung, z. B. den Konfuzianismus, auf humanitäre Ideale und Ziele zu untersuchen, die den unseren entsprechen und die im gleichen oder womöglich noch höheren Maße eine Grundlage für Freimaurerei sein könnten.
Der Umfang einer auch nur einigermaßen vollständigen Betrachtung dieser Weltanschauung ist bereits so erheblich, daß ich im Interesse der Klarheit und Übersichtlichkeit darauf verzichte, hier und jetzt in jedem Falle die Beziehungen zu unseren freimaurerischen Riten, Gedanken, Symbolen und Wertvorstellungen besonders zu unterstreichen. Ich meine, sie werden in der Mehrzahl in sich selbst deutlich.
Zunächst, liebe Brüder, will ich Euch eine allgemeine Übersicht über Leben, Wesen und Werke des Konfuzius geben:
Konfuzius wurde im Jahre 551 v. Chr. in Tsou, im Lande Lu (dem heutigen West-Schantung) außerehelich als Khung Tschiu geboren. Die spätere Bezeichnung „Khung Futse“ bedeutet „Meister Khung“. Die lateinische Ableitung davon ist „Konfuzius“. Konfuzius Vater war Burgvogt in Tsou, einer seiner Ahnen, in der 13. Generation vor ihm, König von Sung. Er selbst wurde sehr früh Staatsbeamter, bald jedoch durch Mißgunst und Intrigen, vor allem aber aus Furcht vor den Auswirkungen seiner Lehre aus seiner Heimat verbannt.
Nach einem längeren Wanderleben, in dem er bereits von Jüngern begleitet wurde, kehrte er im Alter von etwa 50 Jahren nach Lu zurück. Aufgrund seiner inzwischen erworbenen Bedeutung wurde er für einige Zeit Arbeits- und später Justizminister. Hier, in seiner Heimat, starb Konfuzius 479 v. Chr. im Alter von. 72 Jahren.
In seiner Wesensart war Konfuzius freundlich, höflich, würdevoll und streng, ehrerbietig gegenüber Höheren, leutselig gegenüber Niederen, in der Öffentlichkeit beredt, privat dagegen sanft und zurückhaltend. Er legte großen Wert auf Ordnung und Sauberkeit, liebte Riten, Zeremonien und Musik, spielte mehrere Instrumente und schrieb selbst ein Liederbuch mit Noten. Wie ein echter Mensch war Konfuzius begeisterungsfähig, konnte aber auch hassen. Am meisten haßte er „hochehrsame Heuchler“, die er „Tugenddiebe“ nannte. Er fand feinsinnige Wortspiele und hatte gelegentlich Spaß an ironischen Formulierungen, von denen ich Euch die folgende nicht vorenthalten möchte: „Ich bin voll Bewunderung für einen Burschen, der den ganzen Tag mit vollem Bauch und leerem Geist herumläuft. Wie macht der das bloß? Er sollte ‚Schach‘ spielen, das wäre besser.“ (Von Skat war natürlich nicht die Rede.)
Über Konfuzius Gottverständnis heißt es, „er war tief religiös und empfand eine scheue Ehrfurcht vor den Göttern, von denen er unumwunden erklärte, er könne sie nicht erkennen“. Noch deutlicher wird es aus der Zusammenfassung der folgenden Zitate, die ich in der Literatur verstreut vorfand:
„Ihr seht, wie Sonne und Mond einander ewig im Laufe folgen – das ist Gottes Gesetz.
Das Leben hört in diesem Weltall niemals auf – das ist Gottes Gesetz.
Die Dinge werden ohne Mühe geschaffen – das ist Gottes Gesetz.
Wenn die Dinge geschaffen oder hervorgebracht werden, wird das All erneuert – das ist Gottes Gesetz.“„Die Natur ist weit, tief, hoch, intelligent, unendlich und ewig. Dies ist die Essenz Gottes.“
„Ein großer Mensch folgt ganz einfach den Naturgesetzen der Dinge, erweiß z. B., dass er Gott dient, indem er seinen Eltern dient.“
Die besondere Bedeutung von Konfuzius war zunächst nicht so sehr in seiner humanistischen Lehre begründet; vielmehr war er ohne Zweifel der gelehrteste Mann seiner Zeit. Auf der Grundlage seiner hohen sittlichen Ideale, seines Sendungsglaubens und seines Selbstvertrauens war er unermüdlich im Forschen, Lernen, Lehren. Er trug das gesamte damalige Wissen zusammen, schrieb es in den nach ihm benannten „5 Klassikern“ nieder und unterrichtete danach etwa 5.000 Schüler.
Die Überlegenheit der konfuzianischen Schule, die schließlich die bestimmende überhaupt wurde, war darin begründet, das Konfuzius z. B. im Gegensatz zu Laotse nicht bloß eigene Ansichten, sondern historische Tatsachen lehrte.
Im Jahre 213 v.Chr. wurden die „fünf konfuzianischen Klassiker“ in einer großen „Bücherverbrennung“ vernichtet, weil seine Darstellung des Ideal-Staates als Ablehnung des damaligen Staates der Thschin angesehen wurde. 1 Jahr später wurden 460 konfuzianische Gelehrte lebendig begraben, weil sie sich über den Erbauer der Großen Mauer, Kaiser Thschin Schin-Huang, abfällig geäußert hatten. Allein wegen des bereits 5 Jahre später folgenden Zusammenbruches dieser Dynastie überlebte eine Anzahl von Gelehrten. Deren mündlicher Überlieferung und der Erhaltung einiger verborgener Bambustäfelchen ist es zu verdanken, daß die „5 Klassiker“ vor dem Untergang bewahrt wurden.
Die Jünger dieser Gelehrten hatten die „5 Klassiker“ in der inzwischen erheblich vereinfachten „neuen Schrift“ neu aufgezeichnet. Später wurden bei der Öffnung der Mauern von Konfuzius Haus und Tempel noch in der alten Schrift abgefaßte Urkunden und Schriften gefunden, die zu entziffern schon damals sehr schwierig war.
Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert durchgeführte exakte Forschungen und Vergleiche der Alt- und der Neuschrift ergaben dann, daß z. B. 25 von 58 Kapiteln im Geschichtsbuch, einem der 5 wissenschaftlichen Werke, falsch übertragen und ausgelegt waren.
Neben diesen „5 Klassikern“ sind Konfuzius philosophische Gedanken, die Grundlage des Konfuzianismus, in weiteren „4 Büchern“ zusammengefaßt.
Wie Christus hatte auch Konfuzius seine Gedanken und Erkenntnisse nie selbst in einer Gesamtdarstellung aufgeschrieben. Zwar hat er viele davon in einer Chronik über sein Heimatland Lu, den sogen. „Frühlings- und Herbst-Annalen“ und in seinem etwa 350 Lieder umfassenden „Liederbuch“ (die beide erhalten sind) aufgezeichnet; insgesamt aber wurde seine Lehre erst von seinen Jüngern in einer „Gespräche“ ( Lun-yü ) genannten Sammlung, den o.a. „4 Büchern“, zusammengefaßt.
Über 5 Jahrhunderte entwickelten sie und seine späteren Anhänger daraus den „Konfuzianismus“, der schließlich zum Staatsrecht und zur Staatsreligion erhoben wurde.
Noch heute, nach 2 1/2 tausend Jahren, steht der Konfuzianismus mit 300 Millionen Anhängern nach dem Christentum (ca 750 Mio.) und dem Islam (ca. 315 Mio.) in der Verbreitung an 3. Stelle.
Nach dieser Gesamtübersicht über Konfuzius Leben und Wirken komme ich jetzt zu seiner eigentlichen und ursprünglichen Philosophie.
Ihre Entstehung fällt in eine Zeit zwischenstaatlicher Anarchie. Ähnlich wie in unserer heutigen Welt gab es im damaligen China mächtige rivalisierende Staaten, deren kleinere Nachbarn ständig in Gefahr waren, überrannt zu werden. Der Unterhalt ständig wachsender Heere verursachte „fürchterliche“ Steuerlasten. Verträge wurden aufgehoben und immer neue Konferenzen abgehalten, in denen die Herrscher der mächtigen Staaten abwechselnd den Vorsitz führten.
In diesem politischen und moralischen Chaos überlegten große und kühne Denker, wie Frieden und Ordnung wieder gesichert werden könnten. Es fanden sich solche, die jegliche gesittete Ordnung verwarfen. Und noch andere begannen, wie heute, die gesamte Zivilisation in Frage zu stellen und zu primitivem Leben zurückzutreten.
Konfuzius jedoch glaubte an die Kraft moralischer Ideale, der Tradition, der Erziehung und an die Kraft der Wahrung eines sittlichen Niveaus im Umgang der Menschen untereinander. In diesem Sinne war seine Lehre ursprünglich nur ein Verhaltenskodex, der sich in der Pflege der überkommenen Bräuche, in Religionsübungen und feierlichen Zeremonien mit Musik ausdrückte.
Bei Konfuzius besteht der Zweck der Zeremonien und Musik allein darin, das innere Gefühl des Menschen mit seinem äußeren Verhalten in Einklang zu bringen. Dabei drückt die Musik die Harmonie und die Zeremonie die Ordnung des Weltalls aus. In China wird der Konfuzianismus deshalb neben „Religion des Konfuzius“ auch „Lehre des „Li“ oder des „Zeremoniells“ genannt. („Li“ ist u.a. der Begriff für „den Menschen in sich und mit den Dingen in Ordnung bringen“.)
Das Ziel seiner Lehre, eine ethisch ausgerichtete Sozialordnung, suchte Konfuzius über den Weg „politischer Ordnung durch sittliche Ordnung“ und „politische Harmonie durch moralische Harmonie beim einzelnen Menschen“ zu erreichen. So ergäbe sich schließlich eine Gleichheit von Politik und Ethik. Sein höchstes Ideal war eine Gesellschaft in so vollkommenem moralischen Einklang, daß sich eine Regierung erübrigt.
An den Anfang seiner Lehre stellte Konfuzius die Erkenntnis „Der Mensch ist des Menschen Maß!“
Mit diesem obersten Grundsatz seines Humanismus ermöglicht er es jedem, wann immer er wollte, als Anhänger des „Konfuzianismus“ anzufangen. Er braucht nur seiner persönlichen Natur zu folgen, ohne göttliche Vollkommenheit suchen zu müssen. Für Konfuzius liegt das Reich Gottes tatsächlich im Menschen. Die Gesetze der Natur sind Gottesgesetze. Was Gott uns gegeben hat, nennen wir die menschliche Natur. Das Gesetz, unsere menschliche Natur zu erfüllen, nennen wir Sittengesetz und die Pflege dieser Gesetze Kultur.
Den Auswirkungen der Sittengesetze können wir keinen Augenblick entfliehen. Deshalb wacht der sittliche Mensch eifrig über alles, was er nicht sehen und nicht hören kann, denn die Gesetze der Erfüllung der menschlichen Natur sind nicht hör- und nicht sichtbar. Die Aufgabe eines jeden, den Wert seines Lebens zu verbessern, besteht lediglich darin, nach dem Besten in seiner Menschennatur zu suchen und unbeirrbar daran festzuhalten. Dies ist bereits der wesentliche Inhalt der konfuzianischen Ethik.
Konfuzius sagt: „Sich selbst gegenüber wahr zu sein, ist Gottesgesetz. Es zu versuchen, wahr zu sein, ist Menschengesetz.“ In seiner gesamten Lehre befaßt er sich damit, den Menschen Hilfen für diesen Weg zu geben oder aufzuzeigen.
Der Mensch ist von Natur aus gut; wird er böse, ist nicht seine Veranlagung schuld. Barmherzigkeit – im Sinne von Güte und Menschenliebe -, Schamgefühl – im Sinne von Rechtschaffenheit – und den Sinn für Recht und Unrecht – gleich dem sittlichen Bewußtsein für Gut und Böse – besitzt jeder Mensch vom Anfang an.
Deshalb muß der sittliche Mensch nur sein Herz prüfen und sehen, daß er keinen Grund zu Selbstvorwürfen findet. Er mag sich zu diesem Zweck einen guten Menschen suchen, um seinem Beispiel zu folgen, oder einen schlechten – „und vermeide es, zu sein wie dieser“.
Um sein Inneres zu erkennen und zu pflegen, muß der Mensch „sein Herz ins Lot“ setzen. Zorn und Furcht verwirren; Liebe verblendet; auch in Gram und Sorge kommt das Herz nicht ins Lot; und ist der Geist nicht da, so schauen – aber sehen wir nicht, horchen – aber hören nichts, essen – aber schmecken nichts. Tragen wir Liebe und Zorn, Freude und Furcht, Vergnügen und Gram in Ruhe in uns, dann ist dies unser sittliches Sein, unsere Mitte. Sind diese Leidenschaften aber erwacht und haben einzeln oder alle das richtige, angemessene Maß erreicht, dann ist dies der Einklang der Mitte? unsere sittliche Ordnung.
Der humanistische Gedanke, den Menschen am Menschen zu messen, verlangt, wie wir sehen, das wahre Selbst zu entdecken und mündet bei Konfuzius in die „schu“ genannte „goldene Regel“ der Gegenseitigkeit: „Was du nicht willst, das man Dir tu, das füge keinem andern zu“. Konfuzius bezeichnet diese Regel als Definition des „echten Menschentums? und das „zentrale Prinzip, das alle meine Lehren durchzieht“.
Dieses „schu“ besteht im Chinesischen aus den Schriftelementen „Herz“ und „gleich“ und bedeutet „Vergebung“. Da alle Menschen unter gleichen Umständen ähnlich reagieren, hängt auch Vergeben davon ab, in sich selbst hineinzuhorchen. Auf diesem Weg gelangen wir schließlich zum „wahren Selbst sein“.
Hat man die Dinge, die in der Welt gesagt und getan werden, sorgfältig gesichtet, kritisch untersucht und behutsam erwogen, sollte das als „wahr“ Erkannte dann auch ernsthaft durchgeführt werden. „Es kommt nicht darauf an, was man lernt, sondern darauf, nicht davon abzulassen, bevor man es beherrscht; nicht darauf, was man durchzuführen versucht, sondern darauf, nicht zu ruhen, bis man es gründlich getan hat“. „Wer sich solcherart bemüht, wird gewiß klug und stark, auch wenn er dumm und schwach war.“
Konfuzius sagt: „Diese Erfüllung des wahren Selbst zwingt zum Ausdruck. Der Ausdruck wird zum Beweis. Der Beweis wird Klarheit und Leuchtkraft des Wissens. Klarheit des Wissens macht tatkräftig. Und tatkräftiges Wissen wird Macht und durchdringender Einfluß.“
Doch erst die Verbindung der Selbstverwirklichung, also unseres wahren sittlichen Selbst mit der allgemeinen sittlichen Ordnung oder Zucht führt, zur „zentralen Harmonie“, dem „Echten Menschentum“.
Der sittlichen Ordnung oder Zucht verwandt sind: Einfachheit des Charakters und Redlichkeit (d.h. Aufrichtigkeit des Herzens). Konfuzius verbindet damit 10 Pflichten: „Güte beim Vater, kindliche Liebe und Ehrfurcht beim Sohn, Freundlichkeit beim älteren, Demut und Ehrfurcht beim jüngeren Bruder, Höflichkeit beim Gatten, Folgsamkeit bei der Gattin, Wohlwollen bei Älteren und Gehorsam beim Jüngeren, Leutseligkeit beim Herrscher und Treue bei den Untergebenen.‘ Pflegt ein Mensch in seinem Verhalten diese Pflichten sorgfältig, so mag er wohl Irrtümer begehen, aber er wird dem „Echten Menschentum“ nicht sehr fern sein. Wer hoch emporsteigen will, muß mit dem ersten Schritt anfangen: „Ein guter Sohn und Bruder sein ist bereits die Grundlage zu echtem Menschentum“.
Konfuzius spricht zwar ständig von diesem edlen Begriff, doch erkennt er ihn kaum jemand als Eigenschaft zu. Zwar ist das Sittengesetz überall zu finden, doch ist es ein Geheimnis. Der einfache Mensch kann es teilweise begreifen, aber in seinen letzten Bereichen kann es selbst der weiseste und heiligste nicht erfassen und in vollem Einklang mit ihm leben.
Für die Formen des Umgangs der Menschen untereinander legt Konfuzius 3 Eigenschaften zugrunde: Weisheit, Mitleid und Tapferkeit. Und er sagt dazu: „Manche Menschen kommen mit dem Wissen um diese Eigenschaften zur Welt, andere erlangen es durch Erziehung und wieder andere als Ergebnis harter Erfahrung. Wie sie es erlangt haben, ist gleichgültig, am Ende kommt es auf das gleiche hinaus.“
Über die Erziehung des Menschen sagt Konfuzius, „sie muß mit der Dichtkunst beginnen, wird durch gesittetes Betragen gestärkt und durch Musik vollendet“.
Durch die Dichtkunst wird die Sprache gebildet. Wer die Bräuche nicht lernt, hat keine Anleitung für sein Betragen. Und die Musik bewahrt das Herz am rechten Fleck und „setzt es ins Lot“. In seinem Liederbuch heißt es:
Wenn Frauen, Kinder und Gebieter eines sind,
tönt es wie Harfe und Laute im Einklang.
Wenn Brüder in Eintracht und Frieden leben,
wird die Melodie stets harmonisch klingen.
Zur Bedeutung des Lernens der Umgangsformen sagt Konfuzius in 6 Sprüchen:
„Wer die Güte liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel, unwissend zu sein.
Wer die Weisheit liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel phantastischer, aber nicht stichhaltiger Gedanken.
Wer die Ehrlichkeit liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel, die Dinge zu verwirren und zu vereiteln.
Wer die Einfachheit liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel, nur Konfessionen zu folgen.
Wer den Mut liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel, unbotmäßig und gewalttätig zu sein.
Wer die Entschlossenheit liebt, aber nicht das Lernen, hat den Mangel, eigenwillig und überheblich zu sein.“
Ist schließlich im Sinne aller dieser Anleitungen „der Einklang verwirklicht, unser wahres sittliches Selbst erfüllt und mit der allgemeinen sittlichen Ordnung zu echtem Menschentum verbunden, dann ist dies das umfassende Gesetz der Welt; dann wird das All zum Kosmos (Weltordnung) und alles erreicht seine volle Entwicklung“.
Deshalb ist es „der höchste Triumph des Menschen, den Schwerpunkt seines sittlichen Seins zu finden, der ihn mit der allumfassenden Ordnung verbindet‘.
Von den Werkzeugen, die dazu dienen, sagt Konfuzius:
„Ein großer Zimmermann lehrt seine Gesellen, mit Winkelmaß und Zirkel umzugehen. Ein Mensch, der sich selbst weiterzubilden wünscht, braucht gleichfalls für sein Verhalten Winkelmaß und Zirkel!“
Meine Brüder, ich bin am Ende meiner Untersuchung der konfuzianischen Lehre. Das Ergebnis, zu dem ich gekommen bin, ist – in einen Satz zusammengefaßt – die Überzeugung, die Lessing treffend so formuliert:
„Maurerei war immer!“
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