Esoterik ist das Thema meiner heutigen Zeichnung. Es geht mir dabei nicht darum, das weite Feld esoterischer Lehre oder esoterischen Wissens zu erschließen oder auch nur annähernd auszuleuchten. Ziel dieser Arbeit ist es vielmehr, eine zutreffende, umfassende und verständliche Definition des Begriffes ‚Esoterik‘ zu finden, seinen Sinn sowie seinen Geltungs- und seinen Wirkungsbereich zu umreißen und anhand einiger Beispiele seine Denkweise erkennbar zu machen.
Ausgangspunkt mag die gebräuchlichste Definition sein, die in den allgemein verfügbaren Lexika gegeben wird. Danach bedeutet
Esoterik von (griech.) esoteros = innen, verborgen (im Gegensatz zu exoteros= außen)
„geheim, Geheimlehre für Eingeweihte“ bzw. „für Eingeweihte verständlich“, gelegentlich auch „der innere Kreis“.
Diese Definition ist zwar nicht falsch, sie ist aber auch in keiner Weise ausreichend, klar und befriedigend. Und sie scheint mir symptomatisch für die Schwierigkeit einer zutreffenden Erklärung des Begriffes ‚Esoterik‘. Sie ist kurz, knapp und sachlich. Und sie löst bei manchen falsche Assoziationen aus. Esoterik ist jedoch weder mit drei Worten zu umreißen, noch ist die vordergründige Bedeutung von ‚geheim‘ zutreffend. So wird sie in der Praxis dann auch ständig mißbraucht. Für mystische Spekulationen muß sie ebenso herhalten wie zur Rechtfertigung obskurer Behauptungen im Okkultismus, zur Tarnung persönlicher Unwissenheit ebenso, wie zur Abwehr lästiger Frager.
Esoterik ist so alt wie die Menschheit selbst, denn seit der Mensch in seine Bewußtheit trat, ist er ‚Suchender‘ . Er sucht nach dem Religio, der Rückbindung zu seinem Ursprung und nach dem Wohin. Goethe drückt dies so aus:
„Die Verdüsterung des Geistes durch seine Einkörperung in eine fleischliche Hülle“ läßt den Menschen höhere Seinsebenen nicht mehr wahrnehmen. Dennoch bleiben Ursprung und Ziel seiner Existenz in seiner Ahnung: „Der Mensch, wie sehr ihn auch die Erde anzieht mit ihren tausend und abertausend Erscheinungen, hebt doch immer wieder den Blick forschend und sehnend zum Himmel, weil er tief und klar in sich fühlt, daß er ein Bürger jenes geistigen Reiches ist, woran wir den Glauben nicht abzulehnen noch aufzugeben vermögen.“
Mit dieser treffenden und wunderbaren Formulierung ist das Ziel allen esoterischen Sehnens und Suchens der Menschen aufgezeigt. Entsprechend dem Polaritätsgesetz, auf das ich noch näher eingehen werde, stehen uns für diese Suche zwei entgegengesetzte Wege zur Verfügung: der wissenschaftliche und der unwissenschaftliche, esoterische. Davon, welchen der Mensch wählt, hängt letztlich die innere Kraft ab, mit der er seinen Lebensweg geht und schließlich vollendet.
Der wissenschaftliche Weg begann damit, die Außenwelt gedanklich zu durchdringen und der Wirklichkeit,durch Feststellen von Gesetzmäßigkeiten und Einordnen aller äußeren Erscheinungsformen möglichst nahezukommen. Sie stellt Theorien auf und versucht, deren Richtigkeit zu beweisen. Sie denkt funktional und untersucht das ‚Was‘ und ‚Wie‘.
Wie jede Theorie dem Wissensstand im Zeitpunkt ihrer Entwicklung entspricht, führt jede Lösung zu einer Erweiterung des Bewußtseins und notwendig zu neuen Theorien und neuen Erkenntnissen. Daraus ergibt sich zwangsläufig das Gesetz: Die Wahrheit von heute ist der Irrtum von morgen.
Die Wissenschaft hofft von der Peripherie her, über die Erforschung vieler Spezialgebiete wie z.B. Physik, Chemie, Medizin und dergleichen mehr schließlich ins Zentrum, zur Erkenntnis der Wirklichkeit zu gelangen. Tatsächlich rückt ihr diese immer ferner, denn durch immer höhere Spezialisierungen in allen Disziplinen wird die interdisziplinäre Verständigung immer schwieriger.
Die Wissenschaft paßte ihre Forschungsmethoden den Notwendigkeiten der Materie an, entwickelte sie immer weiter und dehnte sie auch auf die nichtmateriellen Bereiche aus, so als ob es außerhalb der Materie nichts zu erforschen gäbe. Antworten auf die innersten Fragen der Menschen, die den Sinn allen Seins an sich betreffen, die ihn dem Licht oder wenigstens irgendeiner beglückenden Teilerkenntnis näherbringen, wurden so natürlich nicht gefunden, und die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins blieb demzufolge weit hinter der Technik zurück. Essen und Trinken, den Besitz mehren, sich zu vergnügen und auch die technischen Fortschritte bringen dem Menschen keine bleibende Befriedigung, und so sucht er nach einem höheren Sinn und anderen Weg.
Suchen macht offen und aufnahmebereit für Neues, stellt Altes in Frage, macht flexibel und führt aus der Erstarrung veralteter, festgefahrener Denkweisen heraus in immer größere innere Freiheit. So findet der Suchende zu einem den Methoden der Wissenschaft polar entgegengesetzten Weg, dem esoterischen.
Die Esoterik, der nichtwissenschaftliche Weg, geht nach der hermetischen Philosophie (deren Erklärung ebenfalls noch folgt) von dem ständigen Vorhandensein allen Wissens aus. Sie beginnt im Zentrum und erforscht die universalen Gesetzmäßigkeiten. Sind diese erkannt, werden sie auf die verschiedenen, peripheren Wissensbereiche projiziert und so adäquat in die Wirklichkeit eingeordnet.
Esoterik denkt inhaltlich. Sie fragt über das „Was“ und „Wie“ hinausgehend nach dem ‚Warum‘ und ‚Wozu‘ allen Seins. Diese Sinnhaftigkeit kann sich als letzte Wahrheit jedoch immer nur dem Einzelnen erschließen. Während sich ‚Wissenschaft‘ bei ausreichender Begabung, mit ausreichendem Fleiß jeder erarbeiten kann, ist ‚Wissen‘ stets das Ergebnis ganz persönlichen, individuellen Erkennens. Es kann nicht weitergegeben und auch nicht übernommen, sondern immer nur über ureigene Erfahrung angeeignet werden. Ein physikalisch nicht Ausgebildeter kann eine physikalische Formel weder verstehen noch ihre Bedeutung ermessen, und wer keine Noten kennt, wird sie erlernen müssen, wenn er danach musizieren möchte.
Ein esoterischer Lehrsatz lautet: „Wer sucht, zu dem kommt das Wissen“, ‚Suchet, so werdet Ihr finden’… In diesem Sinne ist esoterisches Wissen jedem Fragenden zugänglich, und es erschließt sich dem Suchenden. Allein dem Unwissenden (‚Nichteingeweihten‘) bleibt es unerkennbar und insoweit ‚geheim‘ im Sinne von verborgen. Die sogenannte ‚Geheimhaltung‘ der Esoterik ergibt sich also zwangsläufig aus sich selbst.
Wenn man auch das von anderen Übernommene niemals ‚wissen‘ kann, so kann man es dennoch ‚glauben‘. ‚Glauben‘ heißt ’nicht wissen‘. Es bedeutet aber ‚für möglich halten‘, und dieses ‚für-möglich-halten‘ ist die Voraussetzung jeder Erfahrung.
Dadurch, daß nur der einzelne über den schmalen Pfad des Erkennens zum Wissen finden kann, hält sich dieser Kreis der Wissenden, der sogen. ‚Eingeweihten‘, stets sehr klein. Diese Wissenden bilden den esoterischen, den ‚inneren Kreis‘. Ihm steht polar der exoterische, ‚äußere‘, gegenüber. Beide bedingen sich gegenseitig.
Esoterik ist kein Sammeln von Daten, Fakten oder Formeln. Esoterik ist ein Weg. Um das Ziel eines Weges zu erreichen, muß man sich „auf den Weg machen“. Jeder kleinsten Erkenntnis muß sofort Rechnung getragen, das eigene Leben und Verhalten ständig danach ausgerichtet und geändert werden.
Esoterik ist Bewegung, Entwicklung, Fortschritt. Diese Umsetzung esoterischer Erkenntnisse, das Ändern des eigenen Verhaltens und der Einstellung zur Welt wird in der exoterischen Außenwelt als mühevolle und erdrückende Verbindlichkeit empfunden und auch deshalb abgelehnt und teilweise bekämpft.
Der wahre Esoteriker findet auf seinem Weg der Suche nach Vervollkommnung und Überwindung der Polarität zu immer größerem kosmischen Bewußtsein und zur ‚mystischen Vereinigung mit dem All‘, der sogenannten „Unio mystica“, zu immer neuen Erkenntnissen und zu einer immer größeren inneren Freiheit, die ihn befriedigen, beglücken und immer neu motivieren.
Auf diesem Weg gibt es als Orientierungshilfen esoterische Disziplinen und Techniken. Zu deren wichtigsten gehören Astrologie, Kabbalah (hebr.) = Überlieferung (der nichtmosaischen, heiligen Bücher und mündlichen Überlieferungen, die sich später zu einer Geheimlehre der Juden entwickelte), Alchimie und Magie. Diese Begriffe gehören zweifelsfrei zur Esoterik, falsch sind allein die meisten Assoziationen aus ihnen.
Den heutigen westlichen Systemen, die zum großen Teil aus dem Osten übernommen wurden, stehen viele uralte, ebensogute östliche gegenüber, z. B. die Lehren von Buddha, Laotse, Konfuzius, die Yoga-Disziplinen, ‚Jing‘, das Buch der Wandlungen und richtigen Handlungen, und vieles andere mehr.
Eine Gefahr auf dem esoterischen Weg besteht darin, daß die Wegweiser mit dem Weg verwechselt werden. Esoterische Disziplinen sollen von alten Fixierungen befreien. „Nurastrologen“ oder andere, die glauben allein in ihrem Spezialgebiet den Schlüssel zur Welt gefunden zu haben, bemerken nicht, daß sie lediglich den Gegenstand ihrer Fixierung ausgetauscht haben und damit ihr Weiterkommen ausschließen.
In dem bisher Gesagten sind bereits alle Elemente einer zutreffenden Definition der Esoterik enthalten. Damit diese aber nicht steril bleibt und auch um die gefühlsmäßige Erfassung esoterischen Denkens zu erleichtern, werde ich noch einige esoterische Disziplinen wenigstens anreißen.
Das esoterische Denken folgt Grundprinzipien, die in ihren sprachlichen Formulierungen auf den als ‚Stammvater der Esoterik‘ bezeichneten Hermes Trismegistos (griech.) = der dreifach größte Hermes, 2. Jh. v Chr., zurückgehen. Dieser schrieb auf eine Smaragdtafel, der ‚Tabula smaragdina‘, in 15 Thesen die Quintessenz aller den Menschen jemals zugänglichen Weisheit nieder. Die 2. dieser Thesen, die man als Schlüssel zur ‚hermetischen Philosophie‘ bezeichnen kann, betrifft das Analogiegesetz: Wie oben, so unten.
Die wörtliche Übersetzung heißt: „Dasjenige, welches unten ist, ist gleich demjenigen, welches oben ist. Und dasjenige, welches oben ist, ist gleich demjenigen, welches unten ist, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einzigen Dinges“.
Hermes Trismegistos faßt damit zusammen, daß im gesamten Universum, „im Himmel und auf Erden“, im Makrokosmos wie im Mikrokosmos, auf allen Ebenen die gleichen Gesetze herrschen. Wir Menschen können ohne Hilfsmittel in allen Erscheinungsbereichen der Natur nur Ausschnitte aus dem Kontinuum erfassen, sehen nur einen kleinen Teil des Lichtspektrums, hören nur bestimmte Frequenzen. Dennoch wissen wir heute beispielsweise, daß ein Eisenblock, den wir als ein festzusammengefügtes Stück sehen, fast nur aus Zwischenräumen besteht, in denen atomare Teilchen in Abständen kreisen, die in der Relation den Entfernungen zwischen den Planeten unseres Sonnensystems entsprechen.
Wie ein Virus als vollständiger Organismus für unser Vorstellungsvermögen zu klein ist, sind uns Entfernungen von Millionen von Lichtjahren dafür zu groß. Wir sind in unserer Erkenntnisfähigkeit auf uns angemessene Größenordnungen angewiesen. Der Schlüssel der Analogie ‚wie oben, so unten‘ ermöglicht es uns, die Erforschung der Gesetze auf uns zugängliche Bereiche zu beschränken und dann unsere Erfahrungen, auf die uns unzugänglichen Ebenen, analog zu übertragen. Mit dem gleichen Analogiedenken können wir das gesamte Universum ohne Grenzen begreifen lernen. Dies schließt ein, daß wir das Universum als einen Kosmos ohne Zufälle anerkennen.
Der Zufall als ein unberechenbares Geschehen außerhalb jeder Gesetzmäßigkeit, würde jedes gesetzmäßig konstruierte Ding und jede Ordnung im Mikrokosmos wie im Makrokosmos in absolutes Chaos verwandeln. Es gibt keine Zufälle. Hinter jedem Ereignis steht ein Gesetz, auch wenn wir es nicht immer gleich erkennen. Selbst die Zahlen beim Würfeln fallen nicht zufällig, wie das Gesetz der großen Zahl beweist. Die Summierung nicht gesetzmäßig erscheinender Einzelereignisse ergeben immer eine Gesetzmäßigkeit.
Wenn der Kosmos eine Einheit ist und im Großen wie im Kleinen, oben wie unten, die gleiche Gesetzmäßigkeit herrscht, dann berechtigt diese Analogie Paracelsus dazu, den Menschen als Mikrokosmos dem Makrokosmos gleichzustellen. Der Mensch ist das getreue Abbild des Universums. Es ist außen nichts zu finden, was nicht analog in ihm ist. So erklärt sich auch die Inschrift über dem Tempel von Delphi: „Erkenne Dich selbst, damit Du Gott erkennst“.
Betrachten wir nun in Fortsetzung des eben Gesagten Körper, Geist und Seeledes ‚Mikrokosmos Mensch‘, so sehen wir zunächst seinen Körper. Der Körper unterscheidet sich beim lebenden Menschen von der bloßen Summe seiner Chemikalien dadurch, daß diese alle der gemeinsamen Idee „Mensch“ unterstehen und diesem Gesamtkonzept dienen.
Wenn im Gegensatz dazu nach dem Tode eines Menschen alle chemischen Einzelbestandteile dieses Konzept verlassen und ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen, dann muß im lebenden Menschen eine für diesen typische Instanz herrschen. Da beim Sterben keine Materie verschwindet, kann diese Instanz nur immateriell sein. Und auch weil sie im lebenden Menschen Materie koordiniert, kann sie schwerlich selbst Materie sein. Die esoterische Lehre kommt zu der Erkenntnis, daß diese Instanz die „Seele“ ist, die sich als individuelle Information für diesen ganz bestimmten Menschen, als dessen ganz persönliches Bewußtsein offenbart.
Im Gegensatz dazu ist Leben, der „Geist“, unpersönlich, anonym. Leben ist nicht identisch mit ‚Bewußtsein‘. Schon die Sprache unterscheidet Bewußtlosigkeit und Tod. Beendet ein Mensch das ‚irdische Leben‘ , so wird lediglich die Verbindung der klassischen Dreiteilung ‚Körper, Geist und Seele‘ aufgegeben, keinesfalls etwas von seinem Leben an sich zerstört.
Diesen Beispielen esoterischer Denkweise möchte ich im Zusammenhang mit dem Polaritätsgesetz noch ein Beispiel esoterischer Technik hinzufügen. Nach der „Kybalion“, der Zusammenfassung der fundamentalen Gesetze des Hermes Trismegistos, heißt es :
„Alles ist zweifach,alles hat zwei Pole,
alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten;
gleich und ungleich ist dasselbe;
Gegensätze sind identisch in der Natur,
nur verschieden im Grad;
Extreme berühren sich;
alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten;
alle Widersprüche können miteinander
in Einklang gebracht werden“.
Wie sich Gegenpole bedingen und allein nicht existenzfähig sind, so bilden sie erst in der Überwindung der Polarität eine Einheit. Dies ist für uns Menschen nicht immer verständlich. In der Esoterik ist es die Voraussetzung zum Verstehen des Kosmos‘.
Vielleicht liegt im Polaritätsgesetz auch die Begründung für die Behauptung oder das Faktum, daß wahre Esoterik nur im Verborgenen wirke und mehr Mühe zur Verschleierung ihrer Existenz nach außen aufwände, als auf Mitgliederjagd zu gehen.
Um die Überwindung der Polarität uns Menschen möglich zu machen, gibt es in der esoterischen Schulung die Technik der konsequenten Umpolung. Sie besteht darin, zu allen bisherigen Meinungen und Anschauungen solange die strikte Gegenansicht zu vertreten, bis beide Pole völlig gleichgewichtig sind. In dieser Weise (er)löst man sich automatisch aus der Polarität und fängt an, sie als eine Gesamtheit zu begreifen, in der Dur und Moll zu einer Harmonie gehören und aus dem ‚entweder – oder‘ ein ’sowohl als auch‘ wird.
Auch das Lernen unterliegt dem Polaritätsgesetz:
- Sind wir bereit, bewußt zu lernen, so stellen wir uns der Wirklichkeit und bemühen uns aktiv, auftretende Probleme zu lösen.
- Sind wir dazu nicht bereit, versuchen wir, den Problemen zu entfliehen, indem wir sie verdrängen, so zwingt uns das Schicksal den Lernprozeß solange immer wieder auf, bis wir die Probleme schließlich unbewußt, durch schmerzliche Erfahrungen lösen.
An diesem Beispiel der Polarität sehen wir sehr deutlich, wie sich Freiheit und Determinismus (Lehre von der Unfreiheit) gegenüberstehen, und es ergibt sich die esoterische Erkenntnis: Der Weg in die Freiheit führt über die Erfüllung der Gesetzmäßigkeit. Das Gesetz: ‚Nur wer die Gesetze erfüllt, ist frei‘, ist nur scheinbar paradox. Die goldene Regel lautet:
- Erkenne Dich selbst (den Mikrokosmos)!
- Erkenne die Gesetzmäßigkeit des Universums (Makrokosmos)!
- Erkenne, daß die Gesetzmäßigkeit gut ist (in Harmonie gehen)!
- Stelle Dich freiwillig und vollständig unter die als ‚gut‘ erkannte Gesetzmäßigkeit!
Ich bedauere, daß es der Rahmen dieser Zeichnung nicht zuläßt, noch weitere so außerordentlich interessante Themen der Esoterik wie z.B. die ‚Reinkarnation‘ in ihren Teilbereichen ‚Tod – eine andere Form des Seins‘ und ‚Reifung durch Reinkarnation‘, in der Astrologie ‚Die Qualität der Zeit‘ oder auch das ‚Resonanzgesetz‘ und viele andere mehr zu beleuchten.
Ich komme zum Ziel meiner heutigen Zeichnung, als Ausgangspunkt für jede esoterische Arbeit eine Definition des Begriffes ‚Esoterik‘ zu finden. Wenn diese zutreffend, umfassender und deutlicher als die allgemein vorliegenden sein soll, kann sie nicht kurz gefaßt sein. Es bleibt jedem von Euch überlassen zu entscheiden, ob er sie seinem Bewußtseinsstand und dem jeweiligen Zweck entsprechend weiter komprimieren möchte.
Definition
Esoterik, von (griech.) esotericos ‚innen‘, ‚verborgen‘, betrifft das Innere aller Dinge, im Mikrokosmos und im Makrokosmos, im Menschen wie im All, in der Seele wie in der Materie.
Über die Fragen der Wissenschaft nach dem ‚Was‘ und Wie‘ hinausgehend, forscht die Esoterik auf dem nichtwissenschaftlichen Weg nach dem ‚Warum‘ und ‚Wozu‘ – dem Sinn der dem Gesamtkonzept entsprechenden Information – und nach der Seele in und hinter allen Erscheinungsformen und allem Sein.
Esoterisches Wissen hält sich aus sich selbst verborgen, denn es ist allein dem kleinen, ‚inneren Kreis‘ jener ‚Eingeweihten‘ zugänglich, die, mit ausreichenden ‚Fühlfäden der Seele‘ (Goethe) beschenkt, ernsthaft, aktiv und umfassend nach dem Licht des Erkennens der letzten und einzigen Wahrheit suchen.
Diese Definition spiegelt kristallklar die absolute Übereinstimmung unseres Suchens als Freimaurer mit dem der Esoterik wieder. Als ich unserem Bund beitrat, war ich ein Suchender. Damals lagen meine Ziele näher, waren aber profaner und nicht so fest umrissen. Heute bin ich noch immer ein Suchender, nur wurde mir mit der Erweiterung meines esoterischen Bewußtseins das Ziel meiner Suche immer klarer, dafür aber auch immer größer und anspruchsvoller. Die verbalen Begriffe ‚Bruder und Menschenliebe, Vervollkommnung, Kosmos, Wahrheit und der ABAW (Allmächtige Baumeister aller Welten)‘ sind mir weit mehr als nur ‚Symbolik‘. Und ich bleibe weiter ein Suchender.
Suchen heißt: streben, bewegen, fortschreiten. Unterbrechen wir unser Suchen und richten unsere Energien anstatt auf unsere eigene Entwicklung (die Arbeit an uns selbst) auf übertriebene Bemühungen in der Werbung neuer Anhänger, unangebrachter Aufklärung Profaner oder gar zum Missionieren, führt dies zu neuen Fixierungen, zum Selbstzweck und womöglich zur Selbstbeweihräucherung, zum Debattierklub und zu Vereinsmeierei.
Echtes Freimaurertum bemißt sich nach dem Grad echten esoterischen Strebens! Leider scheidet sich gelegentlich auch in der Zielrichtung der Geist des einen Freimaurers von dem der anderen,
„… bleibt er (aber) der Flamme Trabant,
irrt er zu weit nie vom Ziel.
Nur wenn sein Blick sie verlor,
eigener Schimmer ihn trügt,
fehlt ihm der Mitte Gesetz,
treibt er zerstiebend ins All.“
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