Ehrwürdiger Meister, geliebte Brüder,
das Thema meiner Zeichnung ist: Die Deckung der Loge.
Dies ist meine erste Zeichnung. Dementsprechend hat die Identifizierung des Themas, über das ich heute diese Zeichnung halte, Recht lange Zeit gedauert. Zeit, in der ich klar schärfen konnte, worum es für mich bei diesem Zeichnung geht.
Die sehr schöne und eindrucksvolle & inputreiche Logenreise in die Highlands war es, dass mich im Gespräch mit den Brüdern sehr klar das Thema meiner Zeichnung vor mir sah:
Die Deckung der Loge.
Ich möchte mit einem Bildnis über einen Meeresbewohner beginnen:
Sobald ein Hummer wächst, wird nach einiger Zeit seine Schale/sein Panzer der ihn umgibt zu klein. Er verspürt inneren Druck und Stress. Er zieht sich wenn er das erkennt, an einen sicheren Ort zurück, an dem er geschützt ist. Legt dort seinen Panzer ab und nach mehreren Wochen kommt er nach einer Phase des intensiven Wachstums zurück. Geschützt wie vorher, gewachsen ist er.
Doch, warum ist das überhaupt für mich und euch relevant?
Eine interessante Parallele zwischen ihm und mir: Der Hummer gerät unter Stress und Druck, wenn er wächst. Dies ist auch bei mir oftmals so. Dann habe ich das verstärkte Bedürfnissmeinen Wert-Kompass zu hinterfragen, bewerte vergangene Entscheidungen, betrauere Verletzungen und identifiziere Spitzen und Ecken am mir und meinem rauhen Stein.
Um zu wachsen, benötigt er, als auch ich, einen vor Angriffen und möglichen Verletzungen geschützten Raum. Einen angstfreien Raum. Denn auch seine Scheren, als Werkzeug der Nahrungsaufnahme und der Selbstverteidigung wachsen natürlich und werden ebenfalls von ihrem Panzer entledigt.
Sollte er sich also nicht sicher sein, dass dieser Raum auch dauerhaft geschützt ist, wird er sich nicht auf das persönliche Wachstum einlassen können. Aus Angst vor fremden Angreifern ist er also dann limitiert zu wachsen. Er bleibt klein.
Erst das Schaffen eines Ortes des uneingeschränkten Vertrauens lässt also nachhaltiges Wachstum zu.
Das Ritual und die Brüder, die dieses seit Jahrhunderten anwenden, waren sich dieses Umstands und der Notwendigkeit eines sicheren Kreises sehr bewusst. Deswegen trägt der Wachhabende genau dafür Sorge.
Der Raum ist geschaffen, doch das vollständige Ablegen meines eigenen Panzers kann nur ich selbst veranlassen.
Hilfe, auch von anderen Brüdern, die den Panzer bei mir an bestimmten Stellen zuerst freilegen wollen, führt oft zu Verletzungen, die das vollständige Ablegen des restlichen Panzers verhindern.
Nur ich selbst kann mich aus freien Stücken dazu entschließen, diesen abzulegen. Denkimpulse für den anderen, die den Panzer von der Haut lösen hingegen sind sehr förderlich. Sie können eine Entscheidung ermöglichen, dass der Panzer von mir vollständig, auch an verkümmerten „Gliedern“ offen gelegt wird.
Das uneingeschränkte Vertrauen und die Art der Vermittlung des Impulses ist es, dass dies zulässt.
Der Schutz der Deckung
Ich habe die Bruderkette, eindrucksvoll auf der Logenreise nach Schottland, als auch bei meiner Aufnahme kennenlernen dürfen.
Ich habe nicht nur den Eindruck, dass sie weltumspannend uns mit den anderen Brüdern verbindet. Auch habe ich den Eindruck, dass diese Bruderkette den Tempel symbolisch vor der profanen Welt verschließt und mich schützt.
Doch auch die Rückkehr in die profane Welt erleichtert das Wissen um diesen Schutzort diesen Ort wo man „in Deckung“ gehen kann und darf.
Altes, Gelerntes, sich langsam in die Gewohnheit des Alltags eingeschlichenes, aber auch Denkmuster, Verhaltensmuster und (Vor-)Urteile müssen oftmals abgelegt und hinterfragt werden, um zu wachsen.
Denn, hat sich der Hummer erst seines Panzers entledigt, kommt er nur sehr unbequem wieder in die alte Schale zurück.
Und wenn doch, reisst Sie, wird beschädigt.
Was für mich jedoch klar vor mir liegt, ich habe den vertrauensvollen Ort für mich gefunden, der mein persönliches Wachstum zulässt, fördert und fordert. Es liegt an mir, stets offen zu sein, meinen Panzer zu knacken und abzulegen.
Auch in Bereichen, die für das eigene Ego, Stolz und eitekelt unangenehm sind, alte Verletzungen, Narben und Schwächen offenbaren.
Nun, mag sich denken, kein Zitat anderer Brüder, Denker, Dichter, Macher.
Ich habe sehr bewusst in dieser Zeichnung darauf verzichtet. Ich denke dieses Bildnis stößt so viele Gedankenprozess an, dass es weder Bestätigung meiner Wahrnehmungen noch andere zusätzliche Anreize anderer Denkmuster bedarf.
Abschließend würde ich an mich und euch die Frage stellen: Was ist sind Glieder, deren Panzer abzulegen dir schwer fällt oder gar unmöglich erscheint?
Ich danke euch für diese Gelegenheit.