Vertrauen

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Vertrauen ist die essentielle Basis jeder zwischenmenschlichen Beziehung.

Vertrauen bedeutet, sich auf jemanden bedingungslos zu verlassen.

Es ist das Gefühl der Sicherheit, das man spürt und auch den anderen spüren lässt, wenn man sich ganz öffnet.

Gerade in einer Zeit der Populisten und Demagogen, in der Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen im gesellschaftlichen Diskurs ausgenutzt und vom Gegenüber als Schwäche, Dummheit und Naivität gedeutet und zur Beförderung der eigenen Interessen auf Kosten des Ehrlichen genutzt wird, zeigt sich der Wert eines geschützten Raumes.

Normalerweise entwickelt sich Vertrauen aus den eben beschriebenen Gründen nicht über Nacht.

Durch beständige Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitige Unterstützung entwickelt sich mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis, auf das man eine gemeinsame Zukunft aufbauen kann.

Das Teilen gemeinsamer Erinnerungen und das Wissen auch um die Ängste, Nöte und Schwächen des anderen sorgt mit der Zeit für eine tiefe Verbundenheit, eben Vertrauen.

Dieser Prozess dauert in der Regel viele Jahre, bildet die Basis guter Freundschaften und will eben gepflegt werden.

Meine Brüder, wenn das so ist, frage ich mich:

Warum fühle ich mich Euch verbunden und vertraue, obwohl ich Euch gar nicht richtig kenne und auch Ihr mich nicht richtig kennt?

Warum nehmt Ihr mich freimütig in eurer Mitte auf, auch wenn ich mich jahrelang nicht gemeldet habe, also alle eben genannten Kriterien, die Basis für Vertrauen sein sollten, nicht eingehalten habe?

Warum bin ich bereit, mich Euch zu öffnen und mich mit Euch über Dinge zu unterhalten, die mich entblößen und erkennbar machen?

Warum öffnet Ihr Euch mir?

Ist das ein Teil oder vielleicht der Kern des freimaurerischen Geheimnisses?

Ich vermute, das Wissen um die beständige Arbeit der Brüder an ihren eigenen rauhen Steinen, das Aufrichten des Tempelbaus, des geschützten Raumes des Vertrauens in unserer Mitte und das konsequente Aufrechterhalten dieses Tempelbaus durch die beständige Wiederholung erzeugt einen Rahmen, ein Gefühl, das alle Brüder einschliesst, auch wenn sie, so wie ich, viele Jahre abseits der Flamme wandeln oder sich dem Bund neu anschliessen.

Generationen von Brüdern haben vor uns diesen Tempel des Vertrauens errichtet, verfeinert, an ihre Lebensumstände angepasst und aufrecht erhalten, damit zukünftige Brüder, wie auch wir, einen Bau vorfinden, in den sie sich einfügen können.

Nur durch diese Generationen von Brüdern vor uns sind auch wir in der Lage, diesen Tempel aufrecht zu erhalten und vertrauensvoll und vorbehaltlos weiterzugeben.

Vertrauen bedeutet also auch rückhaltloses, freimütiges, ja intrinsisches Geben.

Gerade wenn es von anderen nicht erwartet wird, also keine Verpflichtung ist.

Diese eigentlich nicht selbstverständliche Selbstverständlichkeit unseres Bundes, vertrauensvoll aufgehoben zu sein, hat mich persönlich wieder zu Euch geführt.

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