Glück

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Erlaubt mir, über das Thema Glück zu Euch zu sprechen. Als Arbeitsunterlage diente mir ein Philosophie-Schulbuch, in dem aus Werken verschiedener Autoren – überwiegend Philosophen – auszugsweise Betrachtungen zum Thema Glück wiedergegeben waren. Ich habe daraus Gedanken und Betrachtungen mit eigenen Ansichten zusammengebracht und versucht, so zu einer eigenen Aussage zu kommen. Weggelassen habe ich den weiten Komplex eines gesellschaftlichen Glücks, das uns die Politiker so gern verheißen.

Gibt es bei diesem Thema eine Verbindung zur Freimaurerei? Das Wort Glück im Zusammenhang mit unserem Bunde begegnete mir erstmals in einer Frage vor der Aufnahme. Rein gefühlsmäßig schien mir eine Verbindung des Begriffes Glück mit der Freimaurerei logisch, weil sich damit die Erwartung einer positiven Beeinflussung meines künftigen Lebens für mich verband. Ich kann auch heute die Aussage treffen, daß ich es als Glück empfinde, zur Freimaurerei gekommen zu sein. Doch in den mir vorliegenden Schriften über unseren Bund fand ich den Begriff Glück nicht; keine Hinweise oder Erklärungen, schon gar nicht ein Versprechen auf ein persönliches Glück. Dürfen wir es von unserem Bund nicht erwarten? Die Antwort auf diese Frage fand ich außerhalb der Freimaurerei in gewisser Weise in einem Ausspruch, den ich von Bruder Alfons hörte, als wir vor einiger Zeit einmal kurz über das Thema meiner Zeichnung sprachen. Er lautete: Niemand hat Anspruch auf Glück. Kann ich nichts tun, für das ich Glück als Gegenleistung beanspruchen kann? Ich meine, die Antwort lautet: Beanspruchen nein; aber es ist die Ergänzung anzubringen: Erhoffen ja. Somit kann uns auch die Freimaurerei kein Glück versprechen, es aber erhoffen lassen und uns eine Hilfe bedeuten bei unseren Bemühungen, ein glückliches Leben zu führen.

Ich habe hiermit schon eine Aussage getroffen, bevor ich den Begriff Glück überhaupt näher untersucht und besprochen habe. Wir sollten diese Aussage bei den weiteren Gedanken zum Thema Glück vor Augen behalten. Bevor ich nach dieser Einleitung das Lexikon strapaziere, um dem Begriff Glück auf den Grund zu kommen, möchte ich voranstellen, welche Bedeutung das Glück in unserem Leben hat. Dafür möchte ich Sigmund Freud zitieren, der im Zusammenhang mit der Frage nach dem Zweck menschlichen Lebens auf den engen Zusammenhang dieser Frage mit der Religion verwiesen hat, dann aber sagte:

Wir wenden uns darum der anspruchloseren Frage zu, was die Menschen selbst durch ihr Verhalten als Zweck und Absicht ihres Lebens erkennen lassen, was sie vom Leben fordern, in ihm erreichen wollen. Die Antwort darauf ist kaum zu verfehlen; sie streben nach Glück, sie wollen glücklich werden und so bleiben.

Und so ist es wohl auch; es gibt kaum jemanden, der nicht glücklich sein möchte und bewußt oder unbewußt danach handelt.

Nach dieser Feststellung wird nun aber die Frage „Was ist Glück?“ unumgänglich. Werfen wir dafür zunächst einen Blick ins Lexikon:

Glück, das Eins-Sein mit seinen Hoffnungen, Wünschen und Erwartungen; als Ziel individuellen Handelns in der Philosophie seit der Antike viel diskutiert.

Dabei Hinweise auf Eudämonismus und Hedonismus.

Dazu findet man ebenfalls im Lexikon, daß

Eudämonismus eine philosophische Lehre und Form einer Ethik des Glückes ist, nach der das höchste Gut in der Erreichung des privaten Glücks des Einzelnen besteht, und daß

Hedonismus eine Form des Eudämonismus ist, bei der das private Glück in der dauerhaften Erfüllung individueller und physischer Lust gesehen wird.

Diese philosophische Aussage fand ich auch in einer geschichtlichen Betrachtung. Danach war für antike Philosophen Glück der Besitz des größten für Menschen erreichbaren Gutes. Sie haben jedoch nichts darüber ausgesagt, um welche Art von Gütern es sich dabei handelte. Darüber gab es unterschiedliche Auffassungen. Sie hatten alle den Begriff „Eudaimonia“ für den Besitz des größten Maßes an Gutem. Auch bei den mittelalterlichen Denkern soll diese Auffassung beibehalten worden sein. Sie hatten dafür den Begriff „Beatitudo“ und sahen darin den Besitz des Guten, während Vergnügen oder Begeisterung für sie nur eine Folge davon waren, die sie „Felicitas“ nannten. Der Hl. Thomas von Aquin, der Mitte des 13. Jahrhunderts lebte, erklärte, daß derjenige, der das Glück erreicht, sich nichts weiteres wünschen kann, da dies das höchste Gut ist, das alle anderen Güter in sich enthält. Dies wurde als eine vollkommen objektive Vorstellung vom Glück bezeichnet, die ich ganz bewußt unkommentiert wirken lassen möchte.

Weg von der Antike und dem Mittelalter gibt es im heutigen umganssprachlichen Gebrauch des Begriffes Glück eine Vielzahl von Bedeutungen, die die verschiedenen Vorstellungen vom Glück unterscheiden. Sie alle haben etwas gemeinsam; sie meinen etwas Vorteilhaftes, Wertvolles oder Kostbares. Etwas, das es wert ist, danach zu streben. Häufig auch etwas, das man sich erhofft, ohne es vielleicht genau bestimmen zu können. Ich las dazu eine Definition, die im normalen Sprachgebrauch von zwei unterschiedlichen Hauptbedeutungen ausgeht. Eine ist die Vorstellung einer äußerst glücklichen Erfahrung oder eines Ereignisses, die andere ist eine Bewertung des Lebens insgesamt. Zur Begriffsbestimmung lehnt der Autor Doppeldeutungen ab und gab der zweiten Bedeutung den Vorzug. Nicht nur, weil sie historisch die ältere ist, sondern weil der Begriff in der ersten Bedeutung durch Synonyme ersetzt werden kann, wie „Vergnügen“ oder „Wonne“. Derartige Synonyme sieht der Autor für die zweite Bedeutung nicht. Sie kann nur durch Redewendungen wie „Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt“ ersetzt werden. Somit wäre das Wort Glück in seiner eigentlichen Bedeutung nur mit einer Bewertung des Lebens zu gebrauchen. Es wäre ein Ideal und Lebensziel. Dagegengestellt wird der Zustand eines starken Vergnügens als von Natur aus kurzfristiges und flüchtiges Glück und damit als Lebensziel zu gering. Ich habe mir beim Lesen dieser Passage den Randvermerk gemacht „aber trotzdem Glück“, und Ihr werdet hören, auf welchen Überlegungen dies beruht.

Wenn ich bei der Begriffsbestimmung hier eine Zäsur mache, so stelle ich fest, daß diese philosophischen Betrachtungen, die das Glück als Lebensziel und höchstes erreichbares Gut ansehen, uns eigentlich nur bedingt weiterhelfen, weil sie zu abstrakt sind. Ich sehe einfach die Notwendigkeit, den Begriff Glück in Verbindung mit dem einzelnen Menschen zu sehen, mit seinem Alter, seiner Stellung in der Gesellschaft, auch mit seiner materiellen Situation, seiner Gesundheit und natürlich auch mit seinen Vorstellungen über den Sinn des Lebens. Ich meine, daß all diese Dinge die Vorstellungen von einem persönlichen Glück prägen. Hinzu kommt nach meiner Ansicht, daß sich die Vorstellungen vom Glück immer nur auf den gegebenen Zeitpunkt beziehen, denn morgen können sich einige Faktoren und Gewichtungen ändern und damit die Vorstellung vom Glück. Ich möchte die vorstehenden Gedanken an einigen Beispielen erläutern. Ein Kranker z. B. wird die Wiedergewinnung seiner Gesundheit als sein höchstes Glück ansehen. Ein Einsamer die Gewinnung von Freundschaften oder Menschen in armen Verhältnissen die Verbesserung der materiellen Situation. Tritt aber die erhoffte positive Veränderung ein, werden sich neue Vorstellungen über das Glück bilden.

Ebenso dürften Veranlagungen eine Rolle spielen, wenn wir nur einmal an eine grobe Aufteilung denken in

  • Tatmenschen mit Ausrichtung auf materiellen Erfolg,
  • Künstler mit der Absicht einer Aussage und dem Wunsch auf Anerkennung,
  • Denker oder sehr religiöse Menschen.
  • Auch das Alter als m. E. wichtiger Aspekt sei am Beispiel erläutert. Ein Kind kann sein Glück finden in den Verhältnissen des Elternhauses. Dabei spielen Beziehungen der Eltern zum Kind und der Eltern untereinander eine entscheidende Rolle. Hier gilt allerdings – wie auch in anderen Zusammenhängen -, daß ein Kind geordnete Verhältnisse nicht als Glück wahrnehmen muß, wohl aber ungeordnete Verhältnisse als Unglück empfindet. Vielfach kommt man erst bei einem späteren Rückblick zu der Aussage, man habe eine glückliche Kindheit gehabt. Für einen Heranwachsenden dürfte sich das Glück zusätzlich mit anderen Vorstellungen verbinden, wie z. B. Freundeskreis und Selbstbestätigung in Schule und Sport. Es folgt dann mit neuen Maßstäben die Phase des Aufbaues von Beruf (negatives Stichwort Arbeistlosigkeit) und Familie, die das Glücksempfinden wiederum erweitert und verändert. Aufstieg im Beruf, finanzielle Absicherung, Heirat und Kinder seien noch als beeinflussende Faktoren genannt. Auch die Gesundheit spielt eine wichtige Rolle. Beginnen kann man auch schon eine kritische Betrachtung über den Sinn des eigenen Lebens. Als positives Stichwort möchte ich an dieser Stelle die Einbindung in die Freimaurerei erwähnen oder als Negativausdrücke Einsamkeit oder das Gefühl der Nutzlosigkeit im Alter.

    Mir lag daran, mit diesen auf den unterschiedlichen Menschen abgestellten Überlegungen den Glücksbegriff etwas von den philosophischen Gedanken abzurücken, um ihn etwas alltagstauglicher zu machen. Gibt es nicht immer mehr Menschen, die die Aussicht für ein glückliches Leben trotz – oder gerade wegen? – allen Fortschrittes nicht sonderlich günstig erachten? Viele Menschen fühlen sich leer und äußerlich bedroht und immer weniger sehen mit Zuversicht in die Zukunft. Ein geflügeltes Wort z. B, ist: „Soll man in diese Welt noch Kinder setzen?“. Setzt man vor diesem Hintergrund den Glücksbegriff so hoch an, wie die Philosophen es tun, so werden viele Menschen nur geringe Chancen sehen, Glück zu erreichen. Es werden auch Meinungen vertreten, daß der Mensch von Natur aus unfähig zum Glück sei. In diesem Zusammenhang wird auf ein Wort von Sigmund Freud zurückgegriffen, wonach alle Menschen glücklich werden wollen, ein solches Programm aber undurchführbar sei. Alle Einrichtungen des Alls widerstreben ihm, man möchte sagen, die Absicht, daß der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten – sagt Sigmund Freud -.

    Sollte man daraus die Schlußfolgerung ziehen, daß angesichts des Unglücks in der Welt man das Glücksverlangen einfanch auf sich beruhen lassen sollte? Dieses wäre mit Sicherheit falsch, denn ein glückloses Leben ist einfach nicht vorstellbar. Die entscheidende Frage ist vielmehr, wie hoch man den Glücksbegriff ansetzt, wie sehr man ihn belastet mit absoluten Forderungen in bezug auf das Lebensziel.

    Vielleicht sollte man es einmal betont einfach ausdrücken:

    Glück ist etwas, was uns positiv stimmt;

    und jeder einzelne entscheidet für sich mit seinem persönlichen Maßstab, was für ihn so positiv ist, daß er es als Glück bezeichnet. Es geht darum, nicht die heile Welt oder unser Heil zu suchen, sondern etwas, das uns in diesem Moment glücklich macht. Jeder von uns hat sich sicherlich schon einmal – hoffentlich vielfach – richtig glücklich gefühlt. Waren wir dabei von allen Sorgen und Problemen enthoben und hatten das Gefühl, ein höchstes Gut erreicht zu haben, oder war es nur so, daß inmitten des Alltags ein für uns wichtiger Umstand sehr positiv war und wir ihn als Glück empfunden haben. Ich denke an ein sehr deutliches Beispiel, das ich mir nur vorstellen kann, viele von Euch aber vermutlich erlebt haben: Ein Soldat im Krieg bekommt Urlaub und darf seine Familie in die Arme schließen. Ein Augenblick des Glückes in einer sicherlich nicht heilen Welt. Viele weniger ausgefallene Beispiele sind hier möglich.

    Ich möchte daher zur besseren Handhabung des Glücksbegriffes eine Aufteilung vornehmen und dafür die Ausdrücke „großes Glück“ und „kleines Glück“ verwenden. Sehen wir in dem „großen Glück“ das höchste Gut oder die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt, und sagen wir an dieser Stelle vereinfacht – ohne es natürlich aus dem Auge zu verlieren -, das Ziel ist lohnend, aber das Erreichen ist ungewiß. Wir wenden uns deswegen dem „kleinen Glück“ zu, in dem wir das – durchaus auch kurzfristige – Glücksempfinden sehen, das uns im Laufe unseres Lebens häufiger begegnen kann, und das deswegen für die meisten Menschen von größerer Bedeutung sein dürfte.

    Wir können es oft genießen, wenn wir uns dessen bewußt werden. Ich meine damit, daß viele Menschen – und ich schließe mich da keineswegs aus – ihr Unglück beachten, während sie das Glück vielfach nicht wahrnehmen. Vielleicht hängt hiermit die häufig erkennbare Unzufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben zusammen. Jeder muß sich in dieser Hinsicht einmal kritisch beobachten. Wie leicht beklagen wir uns über kleine Ärgernisse oder Mißstände, die uns im Laufe des Tages begegnen; aber machen wir uns gleichzeitig bewußt und empfinden es als Glück, daß es uns ansonsten gutgeht und große Sorgen und Probleme nicht anstehen? Wir ärgern uns, wenn wir eine schlechte Nachricht aus der Schule hören, sei es eine schlechte Zensur oder ein schlechtes Verhalten unserer Kinder. Aber genießen wir die anderen Tage bewußt als Glück, wo die Kinder einfach da sind und das Haus mit Leben erfüllen? In beiden Fällen verpassen wir ein mögliches Glücksempfinden.

    So ergeben sich sicherlich viele Beispiele, wo wir Glück im Kleinen empfinden können, wenn wir bewußt leben und es wollen. Und ich gehe noch einen Schritt weiter; wir können dieses „kleine Glück“ nicht nur selber erleben, sondern auch geben. Wie häufig würde es reichen, wenn wir uns ein wenig Zeit nehmen würden, um einem Mitmenschen ein freundliches Wort zu gönnen oder uns nur seine Sorgen und Probleme anzuhören, selbst wenn wir nicht helfen können. Vielleicht dem Nachbarn ein Wort über seinen Garten, der sein ein und alles ist. Oder es gibt da einen Kollegen, der sehr stolz über den beruflichen Erfolg seines Sohnes ist, darüber aber von sich aus nicht sprechen mag. Stellen wir uns nur vor, wie glücklich dieser Kollege sein würde, wenn wir uns gelegentlich nach seinem Sohn erkundigen und ihn damit auffordern würden, etwas von seinem Stolz und seiner Freude zu erzählen. Ich meine, dies von uns oder durch uns erlebte „kleine Glück“ ist etwas, was wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit wahrnehmen, ja sogar suchen sollten. Einmal kann uns dies erlebte Glück keiner nehmen, und zum anderen kann es weiterhelfen auf dem Weg zum „großen Glück“. Das „kleine Glück“ hat etwas mit Freude zu tun und hilft uns, das Leben zu bejahen und zu erkennen, daß es trotz vielen Unheils in der Welt einen Sinn hat. Damit hilft es uns, etwas zufriedener zu werden uns und wohler zu fühlen.

    Ich wollte mit dieser Betrachtung das Glück zum besseren täglichen Gebrauch etwas niedriger aufhängen, keinesfalls aber ausdrücken, daß ein glückliches Leben nur aus einer Vielzahl von kurzfristigen Glücksempfindungen bestehen kann. Daß dieses nicht so ist, haben wir alle schon erlebt, wenn wir auf ein besonderes Ziel sehr intensiv hingearbeitet haben, z. B. auf ein Examen oder auch nur als Sparziel auf die Anschaffung einer neuen Wohnungseinrichtung. Man kann gelegentlich feststellen, daß nach dem Erreichen des Zieles, also nach dem glücklich machenden Erfolg, eine Art Enttäuschung eintritt. Man erlebt das Glück nicht so stark, wie man es sich vorher vorgestellt hat. Das Glück verflüchtigt sich also mehr oder weniger schnell. Wenn wir dieses Empfinden einer Enttäuschung sehr kritisch werten würden, könnten wir zu dem Schluß kommen, daß es ein vermeintliches Glück war und somit nichts zu tun hat mit einem glücklichen Leben. Auf ein solches Glück zu verzichten wäre nach meiner Ansicht, die ich Euch über das „kleine Glück“ vorgetragen habe, aber falsch; es zeigt uns jedoch, daß wir uns zusätzlich anderweitig nach glücklich machenden Lebensinhalten umsehen müssen.

    Und damit sind wir im Grunde wieder bei unseren Philosophen. Glück als ein Lebensziel, aber jeder nach eigenem Maßstab, für dessen – auch teilweises – Erreichen ich dann wieder den Begriff des „großen Glücks“ verwenden möchte. Es war nicht Ziel meiner Zeichnung, mich näher mit dieser Vorstellung vom Glück auseinanderzusetzen. Dieser Bereich ist bei den Brüdern unseres Bundes sicherlich besser aufgehoben als bei vielen anderen Menschen. Ein Ziel unserer Arbeit ist es, aus dem rauhen Stein einen Stein ohne Ecken und Kanten zu machen, und die Freimaurerei gibt uns auch das Werkzeug dafür. Ein Lebensziel also, das das „große Glück“ bedeuten kann. Aber können wir auf dem Weg dahin auch das „kleine Glück“ erleben? In unserem Traditionsritual antwortet der 2. Aufseher auf die Frage des Meisters nach unserem Ziel:

    Toleranz, unser höchstes Gebot aber ist die Liebe.

    Obwohl das Wort Glück in unserer Arbeit, in der Aufnahme und auch in den übrigen Schriften nicht enthalten ist, haben wir hier in meinen Augen eine eindeutige Verbindung zum Glück, wenn wir uns darin einig sind, daß es in jeder Beziehung Glück bedeutet, Liebe zu empfinden und zu geben.

    Damit sind wir, so denke ich, bei dem „kleinen Glück“ in unserem Leben als Freimaurer angelangt. Ich meine, wir können es laufend empfinden und – hier liegt jetzt die Betonung – auch geben. Jede Arbeit, jede Zusammenkunft ist hierfür geeignet und muß genutzt werden. In diesem speziellen Sinne möchte ich auch der eingangs erwähnten Aussage widersprechen, daß niemand Anspruch auf Glück hat. Ich befinde mich damit sicherlich keineswegs im Widerspruch zu Bruder Alfons, wenn ich sage, daß unser Bruder sehr wohl einen Anspruch auf Glück hat. Einen Anspruch auf ein Glück, das wir ihm geben, indem wir uns um ihn bemühen, ihm unsere brüderliche Liebe, Fürsorge und Hilfe zuteil werden lassen, wann immer dies möglich und erforderlich ist.

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